Reisen

Essen in Italien: Wie Touristen die Tischsitten auf den Kopf stellen

Die Geheimnisse der italienischen Etikette: Was nervt Italiener wirklich an Touristen?

Legionen deutscher Italien-Reisender stehen vor einer schweren Entscheidung: Soll man Spaghetti mit der Gabel essen oder sich verstoßen gegen die Tischsitten, weil Italiener Spaghetti nur mit der Gabel essen? Italiener scheinen sich laut einer Studie von Preply jedoch wenig daran zu stören, wie Touristen Pasta und Pizza essen. Nur 18 Prozent nehmen die Besteckfrage noch ernst. Ein weiterer Fauxpas ist, wenn Touristen nach dem Mittag- oder Abendessen Cappuccino statt Espresso bestellen, da in Italien gilt, dass man nach 11 Uhr keinen Milchkaffee mehr trinkt. Dieser Regelverstoß regt gerade mal zwölf Prozent der Italiener auf.

Nicht nur das, sondern auch die Unsitte, sich im Restaurant selbst zu platzieren und dem Kellner zu verstehen zu geben, bringt nur sieben Prozent der Umfrageteilnehmer in Wallung. Die Italiener reagieren stoisch auf solche Eigenmächtigkeiten. Wenn Touristen internationale Gerichte wie ein Wiener Schnitzel lokalen Spezialitäten vorziehen, stört das die große Mehrheit der Italiener kaum. Die Italiener scheinen nach wie vor stolz auf ihre kulinarischen Traditionen und genießen ihren Espresso am Nachmittag nach wie vor im Stehen an der Bar.

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Die Italiener zeigen jedoch keine Toleranz, wenn es um ihr architektonisches Erbe geht. Laut der Umfrage stört es 69 Prozent der Befragten, wenn sich Touristen respektlos gegenüber Bauwerken und Denkmälern verhalten. Dies ist sogar wichtiger als lärmende und Müll verursachende Reisende, die für 24 Prozent der Italiener ein Gräuel sind. Italien hat die Strafen für Vandalismus vor der Umfrage deutlich erhöht, auch für sogenannten Öko-Vandalismus, der Angriffe auf Kunst und Kultur beinhaltet. So drohen für „Öko-Vandalismus“ künftig Geldbußen bis zu 60.000 Euro.

Die große Mehrheit der Italiener scheint ihre Hoffnung aufgegeben zu haben, dass mit den 30 Millionen deutschsprachigen Gästen, die jährlich nach Italien reisen, auch die italienische Sprache mehr Beachtung erfährt. Trotzdem sind die Italiener bei einigen Verhaltensweisen von Touristen nachsichtig, aber bei Vandalismus gegen ihr kulturelles Erbe kennen sie keinen Pardon.

Lebt in Niendorf und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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