Der Versandhändler Otto schließt sich der Bewegung deutscher Unternehmen nach Polen an, wo er ein neues Logistikzentrum errichten wird. Dieser Schritt wird voraussichtlich im Herbst 2024 vollzogen, wobei das Zentrum von Ilowa aus Europa beliefern soll. Michael Otto, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Otto Group, betonte die zentrale Lage Polens für ein europäisches Unternehmen. Von Ilowa aus könne Otto große Teile Deutschlands noch am Bestelltag erreichen. Die Entscheidung für Polen beruht auf positiven Erfahrungen mit der dortigen Politik und Verwaltung.
Trotz des Engagements in Polen schreibt Otto Deutschland nicht ab, sondern plant auch die Erweiterung der Lagerlogistik an deutschen Standorten. Die Investitionen in das polnische Werk beliefen sich auf einen dreistelligen Millionenbetrag. Die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland wurden von Otto kritisiert, insbesondere die Uneinigkeit in der aktuellen Regierungskoalition. Klarere und langfristige Entscheidungen seien notwendig, beispielsweise im Rahmen der Energiewende.
Der Trend der Abwanderung deutscher Unternehmen nach Polen ist bei diversen Branchen zu beobachten. Neben Otto planen Unternehmen wie Miele, Michelin und Grundfos die Verlagerung von Produktionsstätten oder Kundenzentren. Die Forderung nach politischer Einflussnahme seitens der Wirtschaft wird lauter, um einen drohenden Prozess der Deindustrialisierung in Deutschland abzuwenden. Bundeskanzler Olaf Scholz wurde kritisiert, da er bislang wenig auf die Sorgen und Appelle der Wirtschaft reagiert hat.
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