Die US-Regierung hat überraschend begonnen, direkte Gespräche mit der islamistischen Hamas zu führen. Sprecherin Karoline Leavitt bestätigte, dass der Sondergesandte Steve Witkoff die Befugnis hat, mit allen relevanten Akteuren zu kommunizieren. Israel wurde über diese Verhandlungen informiert, hat jedoch keine Details zu seiner Position veröffentlicht. Leavitt äußerte sich nicht zu den Inhalten der Gespräche, betonte jedoch, dass US-Präsident Donald Trump den Dialog mit verschiedenen Spielern in der Region grundsätzlich befürwortet.

Gleichzeitig haben Hamas-Kreise die Gespräche bekräftigt, die sich insbesondere mit amerikanischen Geiseln und einer möglichen Vereinbarung zur Beendigung des anhaltenden Gaza-Kriegs befassen. Bislang ist jedoch noch keine Einigung erzielt worden. Dies ist bemerkenswert, da die US-Regierung bis dato offiziell keine direkten Kontakte zur Hamas, die international als Terrororganisation eingestuft wird, unterhielt. Der US-Sondergesandte für Geiselfragen, Adam Boehler, sprach zuvor in Doha mit Mitgliedern der Hamas.

Ägyptischer Plan für den Gazastreifen

Inmitten dieser Entwicklungen hat Ägypten einen umfassenden Plan zur zukünftigen Verwaltung des Gazastreifens ausgearbeitet. Dieser Plan sieht vor, die radikal-islamische Hamas weitgehend zu entmachten und stattdessen eine Verwaltung einzusetzen, die unter Kontrolle von arabischen, muslimischen und westlichen Staaten steht. Der ägyptische Plan soll bei einem bevorstehenden Gipfeltreffen der Arabischen Liga vorgestellt werden und wird von Ägypten, Jordanien und den arabischen Golfstaaten als eine Alternative zum Plan von US-Präsident Donald Trump angesehen.

Trumps Plan, der die Zwangsumsiedlung palästinensischer Bewohner des Gazastreifens vorsieht, wird breit kritisiert. Die Arabische Liga zeigt sich offen für den ägyptischen Ansatz, der die Hamas als dominierende Kraft im Gazastreifen ausschließt. Das Fehlen internationaler Finanzhilfen für den Wiederaufbau wird auch an die Bedingung geknüpft, dass die Hamas die lokale Regierungsführung nicht mehr innehat. Eine internationale Stabilisierungstruppe, hauptsächlich bestehend aus arabischen Staaten, soll die Sicherheit gewährleisten und beim Aufbau einer neuen lokalen Polizei helfen.

Kontext des Konflikts

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas begann mit einem massiven Übergriff der Hamas am 7. Oktober 2023, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Diese Taten wurden in Israel als Pogrom wahrgenommen und haben die traumatische Erinnerungen an die vergangene Judenverfolgung geweckt. Die israelische Regierung hat daraufhin die militärischen Kapazitäten der Hamas angestrebt zu zerstören und die Geiseln zu befreien.

Die humanitäre Lage im Gazastreifen hat sich dramatisch verschlechtert, mit rund 36.000 Toten und über 80.000 Verwundeten bis Mai 2024. Zudem sind etwa 1,7 Millionen Menschen aus dem Gazastreifen Binnenflüchtlinge geworden, viele von ihnen mehrmals vertrieben. Die Gewalt eskaliert auch im Westjordanland, und bis Mai 2024 wurden dort über 500 Menschen getötet.

Die tiefen historischen Wurzeln des Nahostkonflikts, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen, zeigen sich in den konkurrierenden Ansprüchen der beiden Völker auf dasselbe Land. Der gescheiterte Oslo-Prozess zur Konfliktlösung hat die Distanz zwischen den Konfliktparteien weiter vergrößert. Trotz dieser Schwierigkeiten setzen die USA, die EU und arabische Staaten diplomatische Bemühungen an, um eine Deeskalation und humanitäre Verbesserungen im Gazastreifen zu erreichen.