Muhsin Hendricks, der erste Imam, der seine Homosexualität offen lebte, wurde tragischerweise in Gqeberha, Südafrika, erschossen. Hendricks, der 58 Jahre alt war, leitete eine Moschee in Kapstadt, die als sicherer Ort für schwule Muslime und andere marginalisierte Gemeinschaften diente. Dieser gewaltsame Vorfall, der sich am Samstag ereignete, hat nicht nur in Südafrika, sondern auch in der globalen LGBTQ+-Gemeinschaft Bestürzung und Trauer ausgelöst. Die bnn.de berichtet von der brutalen Tat, bei der zwei vermummte Männer aus einem Allradfahrzeug stiegen und aus nächster Nähe auf Hendricks feuerten, während er im Auto saß.
Die Ermittlungen zur Motivlage des Angriffs sind derzeit im Gange. Sahid Faruq von der Polizei äußerte, dass die Hintergründe zunächst unklar bleiben. Sicherheitsaufnahmen bestätigen, dass das Fahrzeug von Hendricks blockiert wurde, bevor die Schüsse fielen. Der Vorfall hat nicht nur die Menschenrechtsorganisation ILGA World erschüttert, sondern wirft auch Fragen über die Sicherheit von LGBTQ+-Personen in Südafrika auf. Laut bbc.com könnte es sich um ein mögliches Hassverbrechen handeln, was die Geschäftsführerin der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA), Julia Ehrt, eindringlich betonte. Sie forderte vehemente Untersuchungen, um die Umstände zu klären.
Ein Leben im Dienst der Community
Hendricks hatte sich bereits 1996 als erster schwuler Imam der Welt geoutet, was nicht nur die muslimische Gemeinschaft in Kapstadt schockierte, sondern auch den sozialen Diskurs über LGBTQ+-Rechte innerhalb der Religion vorantrieb. Er setzte sich aktiv für queere Muslime ein und gründete die Organisation „The Inner Circle“, um Unterstützung zu bieten. Seine Moschee, Masjidul Ghurbaah, war ein Ort, an dem Glauben und sexuelle Orientierung in Einklang gebracht werden konnten, wie die bbc.com berichtet. Diese Arbeit stellte traditionelle Interpretationen des Islam in Frage und förderte einen inklusiven Glauben, der für viele eine wichtige Unterstützung darstellte.
Trotz der vergleichsweise fortschrittlichen Verfassung Südafrikas, die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung verbietet, erfährt die LGBTQ+-Gemeinschaft weiterhin Diskriminierung und Gewalt. Diese Thematik wird in Berichten des LSVD (Lesben- und Schwulenverband Deutschland) deutlich, die auf das bestehende Ungleichgewicht und die Herausforderungen hinweisen, mit denen Lesben, Schwule, bisexuelle und trans* Menschen konfrontiert sind. Die Ergebnisse der jüngsten Umfragen zeigen, wie tief verwurzelt Diskriminierung und Gewalterfahrungen in vielen Lebensbereichen, einschließlich Arbeitsplatz und Bildung, sind.
Reaktionen und Ausblick
Der gewaltsame Tod von Hendricks hat nicht nur in Südafrika Wellen geschlagen. Reaktionen internationaler Organisationen und Individuen unterstreichen die Tragweite seines Verlustes. Reverend Jide Macaulay, ein anglikanischer Minister, bezeichnete Hendricks‘ Tod als „wirklich herzzerreißend.“ Andere Stimmen aus der LGBTQ+-Gemeinschaft, wie der schwule Muslim Sadiq Lawal aus Nigeria, betonten die bahnbrechende Rolle, die Hendricks bei der Sichtbarmachung queerer Identitäten in der islamischen Welt gespielt hat. Seine Arbeit wird als Inspiration für viele schwule Muslime angesehen, die nach einem Platz in ihren religiösen Gemeinschaften suchen.
Die Al-Ghurbaah Foundation, die die Moschee betreibt, hat bereits eine Stellungnahme veröffentlicht und um Geduld gebeten, während die Ermittlungen laufen. In Anbetracht der Umstände ist es essenziell, dass die internationalen Gemeinschaften weiterhin Druck ausüben, um diskriminierenden Einstellungen und Gewalttaten entgegenzuwirken. Hendricks indessen wird als jemand in Erinnerung bleiben, der den Mut hatte, für eine inklusive und freundliche religiöse Botschaft einzustehen.