Der Fall Amanda Knox, der seit fast zwei Jahrzehnten die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zieht, hat einen weiteren Wendepunkt erreicht. Am 26. Januar 2025 bestätigte Italiens höchstes Gericht die Verurteilung Knox‘ wegen Verleumdung, die sich gegen Patrick Lumumba richtete, einen unschuldigen Mann, den sie fälschlicherweise des Mordes an ihrer Mitbewohnerin Meredith Kercher beschuldigt hatte. Knox, die 2015 vom Mord an Kercher freigesprochen wurde, bezeichnete dieses juristische Drama als ein „18 Jahre andauerndes“ Verfahren, das nun ein Ende gefunden habe.
In einem ausführlichen Artikel im US-Magazin The Atlantic mit dem Titel „My Last Trial“ sprach Knox über den emotionalen Druck und die Herausforderungen, die sie während dieser Zeit durchlebt hat. Ihr Fall, der 2007 in Perugia, Italien, begann, hat nicht nur zu ihrer Verhaftung geführt, sondern auch eine Welle von Büchern, Filmen und Serien inspiriert, die sich mit den Komplexitäten der Justiz beschäftigen. Meredith Kercher wurde am 2. November 2007 in ihrem Schlafzimmer erstochen aufgefunden, und während Knox und ihr damaliger Freund Rafaelle Sollecito lange Zeit verurteilt wurden, stellte sich letztendlich heraus, dass Rudy Hermann Guede, dessen DNA am Tatort gefunden wurde, der tatsächliche Mörder war.
Das Urteil des Höchstgerichts
Die Bestätigung des Schuldspruchs durch den Kassationsgerichtshof in Rom bedeutet, dass die Verleumdungsanklage gegen Knox über mehrere Berufungen hinweg bestand. Lumumba, der trotz eines wasserdichten Alibis zur Befragung gebracht wurde und erheblichen Schaden an seinem Geschäft erlitt, äußerte sich nach dem Urteil lobend und betonte, dass Knox „schlecht lag“. Knoxs Anwalt Carlo Dalla Vedova zeigte sich überrascht über den Ausgang der Verhandlung, die in einem leeren Gerichtssaal stattfand, in dem nur einige Reporter und Wachen anwesend waren.
Knox appellierte gegen die Verurteilung, gestützt auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, das Polizeifehler bei ihrer Befragung feststellte. Diese beinhalteten, dass Knox während der Vernehmung keinen Anwalt und keinen neutralen Übersetzer zur Verfügung hatte. Ihr Verteidigungsteam argumentierte, dass der Druck der Polizei sie dazu brachte, Lumumba fälschlicherweise zu beschuldigen, da man ihr falsche Informationen gab. Der Europäische Gerichtshof hatte zudem festgestellt, dass die Polizei Knox ihrer Rechte beraubte, was zu einem Rechtsstreit führte, der bis zu diesem jüngsten Urteil reichte.
Ein Ende der Justizauseinandersetzung?
Die Entscheidung des italienischen Höchstgerichts beendet eine 17-jährige Rechtsstreitigkeit, in der Knox immer wieder verurteilt und freigesprochen wurde. Trotz dieser erneuten Verurteilung riskiert sie keine weitere Haftstrafe; sie hat bereits fast vier Jahre in Untersuchungshaft und während der Prozesse verbracht. Heute ist Knox, nun 37 Jahre alt, nach ihrer Rückkehr in die USA im Jahr 2011 eine engagierte Kampagniererin für zu Unrecht Verurteilte.
In der Zwischenzeit hat sie den Innocence Network Impact Award erhalten und plant, ein neues Memoir mit dem Titel „Free: My Search for Meaning“ zu veröffentlichen. Außerdem war sie zusammen mit ihrem Ehemann Gastgeberin eines Podcasts, in dem sie über ihre Erfahrungen spricht. Knoxs juristische Kämpfe haben nicht nur ihre eigene Lebensgeschichte geprägt, sondern auch das Bewusstsein für die Fehler im Justizsystem geschärft, was ihrem öffentlichkeitswirksamen Engagement für Menschenrechtsfragen weiteren Antrieb gibt.
Die Kontroversen und juristischen Auseinandersetzungen um den Fall Knox erscheinen damit noch lange nicht abgeschlossen, auch wenn das jüngste Urteil möglicherweise einen weiteren Schritt in ihrer anhaltenden Suche nach Gerechtigkeit darstellt. Angesichts von Knox‘ Erfahrungen bleibt abzuwarten, wie ihre Geschichte weiterhin die öffentliche Debatte über Fehlurteile und die Struktur der Strafjustiz beeinflussen wird.
Für weitere Informationen siehe:
Süddeutsche,
AP News,
ABC News.