Donald Trump wird am 20. Januar 2025 zum zweiten Mal Präsident der USA. Diese Rückkehr hat weltweit unterschiedliche Erwartungen ausgelöst, die in einer Studie des European Council on Foreign Relations (ECFR) sowie der Oxford-Universität analysiert wurden. Eine besonders positive Haltung zeigen führende Mittelmächte wie China, Indien, Türkei und Brasilien gegenüber Trumps Wiederwahl. In Indien glauben bemerkenswerte 82% der Befragten, dass Trumps Rückkehr gut für den Frieden ist, während 84% denken, dass er zum Wohle des eigenen Landes agieren wird.
Im Kontrast dazu zeigen europäische Nationen eine skeptische Sichtweise. Nur weniger als 25% der Europäer sind der Meinung, dass Trumps Wiederwahl von Vorteil für ihr Land ist, und lediglich 29% glauben, dass er den Frieden fördern kann. Der Co-Autor der Studie, Ivan Krastev, hebt die unterschiedliche Wahrnehmung Trumps zwischen Europa und anderen Regionen hervor. Während in der EU nur 34% den Eindruck haben, dass Trump seinem Volk zugutekommen wird, glauben in Indien 65% an seinen positiven Einfluss auf den Frieden in der Ukraine und 62% im Nahen Osten.
Globale Reaktionen und Wahrnehmungen
In Südkorea sind die Ansichten ebenso geteilt, wobei nur 31% an einen Waffenstillstand in der Ukraine glauben und 19% für Frieden im Nahen Osten eintreten. In der Ukraine selbst glauben 39% an Trumps Beitrag zum Frieden, während 34% das für unwahrscheinlich halten. Diese globalen Perspektiven werden von weiteren Daten untermauert, wobei 71% der Saudis und 77% der Russen davon überzeugt sind, dass China in 20 Jahren das mächtigste Land sein wird. In Europa hingegen befürchten rund 55% eine von China dominierte Welt.
Die EU genießt jedoch hohes Ansehen in vielen Ländern, einschließlich Indien (62%), Saudi-Arabien (51%) und Südafrika (60%). Timothy Garton Ash, ein weiterer Co-Autor der Studie, sieht in einer Trump-geprägten Welt auch Chancen für Europa.
Multilateralismus und die Zukunft der internationalen Ordnung
Angesichts der Rückkehr Trumps wird der 5. November 2024 als „Schicksalswahl“ für Europa gehandelt, wobei Unsicherheit über die zukünftige Rolle der USA im Multilateralismus besteht. Kamala Harris wird von vielen als Garant für eine regelbasierte internationale Ordnung angesehen. Unabhängig vom Wahlausgang wird jedoch ein Rückzug der USA vom Multilateralismus erwartet. Dies lässt sich auch auf die historische Ambivalenz der USA in Bezug auf multilaterale Institutionen zurückführen, die sich in früheren Austritten aus Organisationen wie der ILO und der UNESCO zeigt.
Die Trump-Administration hatte bereits während ihrer Amtszeit die Unterstützung für zahlreiche internationale Abkommen und Institutionen beendet, darunter das Pariser Abkommen und den Iran-Deal. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, ob der Rückzug der USA aus diesen Institutionen eine spezifische Besonderheit der Trump-Ära darstellt oder ob er eine dauerhafte Tendenz repräsentiert. Experten identifizieren mehrere Trends, die den anhaltenden Rückzug der USA aus multilateralen Institutionen wahrscheinlicher machen: steigende Anzahl und Einfluss dieser Institutionen, innenpolitische Polarisierung und der Aufstieg neuer globaler Mächte wie China und Indien.
Mit der Herausforderung, ihre eigene Rolle zu stärken, könnten europäische Regierungen und die EU eine Führungsrolle in multilateralen Institutionen übernehmen, insbesondere nach dem Rückzug der USA. Um die regelbasierte internationale Ordnung zu bewahren, müssen die Europäer sich aktiv für die Einhaltung der Regeln engagieren, Fähigkeiten ausbauen und Abhängigkeiten abbauen, um ihren Einfluss im internationalen Finanzsystem zu steigern. Ein konzentrierter Einsatz zur Stärkung der Sekretariate internationaler Organisationen könnte deren Fortbestehen sichern.
Die aktuelle geopolitische Lage zeigt, dass Europa proaktiv handeln muss, um die Herausforderungen, die sich aus der möglichen Rückkehr Trumps ergeben, zu bewältigen und gleichzeitig als stabilisierende Kraft im internationalen Kontext zu agieren.
Die umfassenden Analysen und Prognosen in der aktuellen politischen Situation verdeutlichen, wie gespalten die Weltgemeinschaft in ihrer Sicht auf den künftigen Kurs der internationalen Politik ist und welche Rolle Donald Trump dabei spielen könnte.
Für weiterführende Informationen siehe Welt, IPG Journal und Deutsche Wirtschafts Nachrichten.