Am Samstag, dem 12. Januar 2025, wurde Alice Weidel auf dem Bundesparteitag der AfD in Riesa einstimmig zur ersten Kanzlerkandidatin der Partei gewählt. Die Wahl erfolgte per Akklamation, ohne die Stimmen auszuheten. Weidel, 45 Jahre alt und als unangefochtene Nummer eins in der AfD bekannt, hat ein polarisierendes Auftreten und eine scharfe Wortwahl, die auch ihre politische Karriere prägt. Ihr Ziel ist es, die AfD für die konservativ-bürgerliche Mitte wählbar zu machen, während sie gleichzeitig radikale Positionen vertritt.

In ihrer Rede brachte Weidel mehrere zentrale Themen zur Sprache. Unter anderem befürwortete sie den Begriff „Remigration“, der die Ausweisung von Menschen mit Migrationshintergrund beschreibt. Sie kündigte an, den Rückführungen in großem Stil Priorität einzuräumen und versprach die Schließung aller Gender Studies an deutschen Universitäten. Die entsprechenden Professoren sollen dabei entlassen werden, was nicht nur in der Partei, sondern auch in der Gesellschaft auf Widerstand stößt. Die AfD hatte bereits im Dezember 2020 einen Antrag in den Bundestag eingebracht, der eine Einstellung der finanziellen Förderung der Gender-Forschung forderte.

Auch interessant

Politische Agenda und Herausforderungen

Weidels Politik konzentriert sich zudem auf die innere Sicherheit, die sie durch Zuwanderung als gefährdet ansieht. Sie wünscht sich die Schließung deutscher Grenzen und plant, alle Windkraftanlagen abzureißen, während sie eine Rückkehr zu Kernkraftwerken und längeren Laufzeiten für Kohlekraftwerke befürwortet. Diese Forderungen wurden in das Wahlprogramm der AfD aufgenommen.

Die Nominierung von Weidel könnte den Beginn einer neuen Phase für die AfD markieren, da die Partei nun ernsthaft den Anspruch auf politische Mitgestaltung erhebt. Ko-Parteichef Tino Chrupalla bezeichnete sie als „die zukünftige Kanzlerin“. Trotz ihrer Aufstiege sieht Politikwissenschaftlerin Anna-Sophie Heinze Weidels Karriere mit gemischten Gefühlen. Sie bemerkt, dass Weidel versucht, von ihrer Homosexualität abzulenken, was in einer von Männern dominierten Partei wie der AfD besonders bemerkenswert ist.

Gesellschaftlicher Widerstand

Die Parteiveranstaltung in Riesa war nicht ohne Protest. Über 12.000 Menschen demonstrierten gegen die AfD, wobei die Polizei von rund 10.000 Protestierenden im Stadtgebiet sprach. Die Proteste führten zu Blockaden und Zusammenstößen mit der Polizei, was zu mehreren Verletzten auf beiden Seiten führte. Polizeipräsident Lutz Rodig erklärte, die Polizei habe ihre Verpflichtung zum Schutz der Parteiveranstaltung erfüllt. Chrupalla kritisierte die Demonstranten und dankte den Sicherheitskräften für ihren Einsatz.

Weidel, die in einer lesbischen Partnerschaft lebt und zwei Kinder hat, positioniert sich somit nicht nur als Politikerin, sondern auch als eine besondere Figur innerhalb der AfD, deren Politik kontrovers diskutiert wird und die eine klare Richtung in den anstehenden Bundestagswahlen einnehmen möchte.

Auch interessant