Thomas Anders, der ehemalige Sänger des erfolgreichen Pop-Duos Modern Talking, hat bekannt gegeben, dass er nicht mehr in Russland auftreten wird. Diese Entscheidung folgt auf seine kritische Haltung gegenüber dem Krieg in der Ukraine und einem klaren Bekenntnis zu seinen Werten. In der Talkshow „3nach9“ erklärte Anders, dass er seit seiner Absage im Jahr 2022 nicht mehr in Russland gearbeitet hat und dies auch nicht in Zukunft plant. Er informierte seine russischen Fans per E-Mail über seine Entscheidung, da er nicht mit Auftritten in Russland Geld verdienen möchte, während das globale System durch imperialistisches Gedankengut gefährdet wird. Anders bedauert, dass nicht alle seiner russischen Fans den Krieg unterstützen und betont die Notwendigkeit, die russische Bevölkerung nicht zu stigmatisieren, obwohl er dem Regime und dessen Politik entschieden ablehnt, wie Spiegel berichtet.

Der Sänger, der in den 1980er Jahren mit Modern Talking in der Sowjetunion zum Superstar wurde, hatte bereits im März 2022 während eines Interviews mit t-online seine Bedenken zum Ukraine-Konflikt geäußert und eine geplante Tour in Russland abgesagt. In der Vergangenheit hatte Anders seine Haltung gegenüber Auftritten in Russland bereits nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 angepasst und sich von seinem Booking-Management distanziert.

Ein schwieriges Verhältnis

Anders‘ Entscheidung, seine Auftritte in Russland zu beenden, reflektiert ein größeres Dilemma der Musiker, die zwischen ihrer Kunst und dem notwendigen klarem Bekenntnis zu ihren moralischen Überzeugungen balancieren müssen. Die aktuelle politische Situation in Russland hat nicht nur Auswirkungen auf die Künstler selbst, sondern auch auf das kulturelle Klima insgesamt. Inwieweit Musik zur Propaganda missbraucht wird, zeigt sich in den Bestrebungen der russischen Kulturpolitik, bis 2030 Musik zur Stärkung von Russlands Position auf der Weltbühne einzusetzen. Diese Politik wird von vielen Künstlern kritisiert, die mit Putins Regierung nicht einverstanden sind, und die häufig unter Druck stehen, sich entweder zu emigrieren oder im System zu bleiben, wie BR Klassik berichtet.

Der Druck auf Künstler wie Valery Gergiev, der enge Verbindungen zu Putin pflegt, zeigt, wie zerbrechlich die Grenzen zwischen Kunst und Politik sein können. Gergiev, der 2015 Chefdirigent der Münchner Philharmoniker wurde, war direkten Angriffen ausgesetzt, nachdem sich das Orchester 2022 von ihm trennte. Die Schaffung eines Diskurses über die Rolle von Musikern in einem repressiven System wird von Musikwissenschaftlern gefordert, die eine differenzierte Betrachtung der Künstler und deren Positionen anstreben, anstatt zu pauschalisieren.

Anders‘ Entscheidung, nicht mehr in Russland aufzutreten, ist ein Zeichen für eine Bewegung hin zu einer bewussteren Auseinandersetzung mit der Verantwortung von Künstlern in Zeiten politischer Krisen. Er hofft, dass viele Musiker sich ebenfalls klar positionieren werden, ohne dabei die Stimmen derjenigen zu unterdrücken, die sich gegen das Regime aussprechen.