Wladimir Putin hat jüngst auf einer Pressekonferenz eine bemerkenswerte Aussage getroffen: „Ich glaube an Gott, und Gott ist mit uns.“ Diese Äußerung fiel im Kontext der Frage, ob der Ukraine-Krieg im Jahr 2025 enden wird. Ein amerikanischer Russland-Experte, der Putins Religiosität anzweifelt, interpretiert diese Worte als Anzeichen von Unsicherheit und spekuliert, dass Putin die religiöse Karte spielt, um sich die Unterstützung der einfachen Russen zu sichern und seine eigene Legitimität zu stärken. Der Experte vergleicht Putin mit Donald Trump und fragt sich, warum der russische Präsident Gott anruft, wenn er doch an einen Sieg glaubt. Es wird in diesem Zusammenhang in Frage gestellt, ob Putin jemals die Bibel gelesen hat oder an den Gott der Zehn Gebote glaubt, da sein Verhalten widersprüchlich zu christlichen Werten erscheint. Der Artikel wirft zudem die Überlegung auf, dass Putin möglicherweise glaubt, eine Art von Göttlichkeit zu besitzen und sich als Retter Russlands stilisiert (Welt).

Ein Aspekt, der die Verbindung zwischen Putins Politik und der Russisch-Orthodoxen Kirche deutlich macht, ist die bedingungslose Unterstützung der Kirche für die militärischen Aktionen in der Ukraine. Patriarch Kirill betrachtet den Krieg als Russlands Schutz vor Feinden und erhebt die gefallenen Soldaten zu Heiligtümern, die direkt ins Paradies gelangen. Diese Auffassungen stehen im krassen Gegensatz zu den kritischen Stimmen innerhalb der Kirche, die der Meinung sind, dass Kirills Äußerungen der orthodoxen Lehre widersprechen. Bei einem Vorfall im August 2023 weihte ein Priester in Welikije Luki ein Denkmal für Josef Stalin, was die Verstrickung der Kirche mit dem Staat und den Kult des „Großen Vaterländischen Krieges“ beleuchtet. Die Diözese distanzierte sich von diesem Akt und betonte, dass er ohne ihren Segen vollzogen wurde (MDR).

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Die Rolle der Russisch-Orthodoxen Kirche

Die Russisch-Orthodoxe Kirche (ROK) hat einen signifikanten Einfluss auf die russische Politik ausgeübt, indem sie die Kriege und die staatlichen Narrative unterstützt. In der Ukraine wird das Land von der ROK als abtrünnig von den orthodoxen Idealen betrachtet. Hierbei wird auf die Trennung der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) von der ROK im Jahr 2019 verwiesen, die unter dem Patriarchen von Konstantinopel steht. Patriarch Kirill fordert sogar eine militärische Bestrafung der Ukraine, was den tiefen ideologischen Riss zwischen den Kirchen und der westlichen Welt, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzt, verdeutlicht. Während die ROK in Russland 230 Diözesen hat, gibt es in der Ukraine nur 53, wobei die regelmäßigen Kirchenbesuche in Russland bei lediglich 9% liegen. Dies zeigt, dass, obwohl 70% der Russen sich mit der orthodoxen Kultur identifizieren, der tatsächliche Glauben abnimmt (HPD).

In der ROK gibt es zwei Lager: Eines, das die Entscheidungen des Kremls verteidigt, und eines, das sich ohnmächtig fühlt. Kritische Priester sehen sich mit der Möglichkeit von Suspendierung oder strafrechtlicher Verfolgung konfrontiert. Die von Patriarch Kirill aufgestellte Machtstruktur hat eine starke Vertikale der Kontrolle im Klerus erzeugt. Ein Blasphemiegesetz von 2013, das die „Verletzung religiöser Gefühle“ unter Strafe stellt, verstärkt diesen Einfluss noch weiter.

Ideologischer Kontext

Die ideologischen Wurzeln des Ukraine-Kriegs reichen tief und sind durch anti-westliche Ressentiments geprägt. Alexander Dugin, ein einflussreicher Vordenker dieser Ideologie, propagiert eine restaurative Staatsdoktrin, die das Ziel hat, die politische Kontrolle Russlands über Europa und Nordasien zu stärken. Diese Denkrichtungen lehnen die Konzepte der rationalen Aufklärung ab und erklären westliche Philosophen, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen, zu „Feinden“. Der Fortbestand liberaler Demokratien wird in diesem Kontext als zunehmend gefährdet angesehen, während auch im Detail die Differenzen zwischen der ROK und westlichen Kirchen immer deutlicher zu Tage treten.

Quellen

Referenz 1
www.welt.de
Referenz 2
www.mdr.de
Referenz 3
hpd.de
Quellen gesamt
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