Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine, der im Februar 2022 mit einem umfassenden Angriff von Wladimir Putin begann, hat nicht nur Millionen von Leben zerstört, sondern auch die internationalen Beziehungen erheblich belastet. Der Konflikt hat die Ukraine stark beschädigt und weitreichende Konsequenzen für die geopolitische Stabilität in Europa mit sich gebracht. Historische Vergleiche werden zunehmend zwischen Putins Launen und Josef Stalins Invasion in Finnland 1939 gezogen, da beide Länder Feindseligkeiten infolgedessen vorangetrieben haben. Helsinki warnt, dass die Ukraine nicht dem Beispiel des nach dem Winterkrieg geschlossenen, für Finnland nachteiligen Abkommens folgen sollte, das eine Verpflichtung zur Neutralität beinhaltete, um die Unabhängigkeit zu sichern.
Der 1948 geschlossene Finno-Sowjetische Vertrag erlaubte es Finnland, unabhängig zu bleiben, jedoch unter dem Preis der Entmilitarisierung und einer Neutralität, die nicht immer friedlich war. Finnlands Außenministerin Elina Valtonen hat deutlich gemacht, dass Neutralität für die Ukraine keine friedliche Lösung darstellt, und es gibt Bedenken, dass ein Modell der „Finnlandisierung“ den NATO-Bestrebungen der Ukraine schaden könnte. Sari Arho Havrén, eine Gastwissenschaftlerin an der Universität Helsinki, äußert, dass solch ein Ansatz „in den Müll gehört“ und ausschließlich Putins Interessen diente, während Konstantin Sonin betont, dass das Problem der Finnlandisierung bei Russland liege, nicht bei der Ukraine selbst.
Vergleich mit der Geschichte
Der Winterkrieg, der am 30. November 1939 begann, wurde von der Sowjetunion mit dem Vorwand gestartet, Finnland aus Sicherheitsinteressen anzugreifen, verweist auf die gegenwärtige Situation. Stalin wollte Finnland wieder unter sowjetischen Einfluss bringen und warf der finnischen Führung vor, faschistisch zu sein. Ähnlich rechtfertigte Putin im Jahr 2022 die Invasion, indem er das Land „denazifizieren“ und neutral halten wollte. Historiker und Experten erinnern daran, dass beide Aggressionen in gescheiterten Gesprächen mündeten und sich Erwartungen an einen schnellen Sieg manifestierten.
Obwohl Finnland nach dem Winterkrieg schwere Gebietsverluste hinnehmen musste, leistete es einen beeindruckenden Widerstand gegen die sowjetischen Truppen, selbst unter extremen Bedingungen. Finnland war gezwungen, eine Politik der „Finnlandisierung“ zu verfolgen, die viele seiner Entscheidungen unter dem Druck der Sowjetunion beeinflusste. Experten argumentieren, dass dieses Modell jedoch für die Ukraine nicht tragbar sei, da es die Eigenständigkeit und Souveränität gefährden könnte. Angesichts der aktuellen geopolitischen Entwicklungen trat Finnland im April 2023 der NATO bei, was einen grundlegenden Wandel in seiner Außenpolitik darstellt.
Neutralität unter dem Druck internationaler Beziehungen
Die Diskussion über Neutralität hat sich seit den Haager Konventionen von 1907 und 1923 weiterentwickelt, sodass sie heute durch verbindliche Verträge und einseitige Erklärungen definiert wird. Die Neutralitätspolitik zielt darauf ab, Unabhängigkeit und Souveränität zu sichern, und wird von verschiedenen europäischen Staaten unterschiedlich interpretiert. Viele neutrale Länder, darunter Finnland, verfolgen defensive Neutralität, um regionale Stabilität zu sichern. Die geopolitischen Spannungen des Ost-West-Konflikts und die Herausforderungen durch wirtschaftliche Interdependenzen stellen die Neutralität in Frage.
Finnlands Sorge, dass Abkommen, die die NATO-Bestrebungen der Ukraine einschränken könnten, eine noch größere Bedrohung für die Souveränität darstellen, verdeutlicht die anhaltende Unsicherheit in für Europa geopolitisch herausfordernden Zeiten. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine betont daher die dringende Notwendigkeit, die Rahmenbedingungen für Neutralität in der heutigen Welt neu zu definieren und zu überdenken.