Am 12. Januar 2025 gehen die Kroaten erneut an die Urnen, um ihren Präsidenten zu wählen. In der entscheidenden Stichwahl hat der amtierende Präsident Zoran Milanovic die besten Aussichten auf einen Sieg, nachdem er bereits in der ersten Runde vor zwei Wochen 49,1 Prozent der Stimmen erhielt. Sein Hauptkonkurrent, der von der Kroatischen Demokratischen Union (HDZ) unterstützte Dragan Primorac, konnte lediglich 19,4 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.

Milanovic, der als NATO-Kritiker gilt und in den letzten Monaten zunehmend aufgrund seiner kontroversen Äußerungen in den Fokus geriet, verfehlte zwar die absolute Mehrheit, geht jedoch laut Umfragen als Favorit in die heutige Wahl. Eine jüngste Umfrage sieht ihn bei über 62 Prozent der Stimmen, während Primorac auf etwa 28 Prozent kommen könnte. Dies wäre ein Rückschlag für die HDZ, die im letzten Jahr aufgrund eines Korruptionsskandals bereits schwere Verluste hinnehmen musste.Zeit Online berichtet über die Unsicherheiten, die in dieser Wahl das politische Klima Kroatiens prägen und die Auswirkungen auf die EU und NATO.

Politisches Klima und Herausforderungen

Kroatien leidet unter zahlreichen wirtschaftlichen Herausforderungen, darunter eine hohe Inflationsrate, Korruption und ein Mangel an Arbeitskräften. Milanovic hat wiederholt die westliche militärische Unterstützung für die Ukraine kritisiert und betont, dass Kroatien sich aus globalen Konflikten heraushalten sollte. Diese Haltung führte zu Spannungen mit dem aktuellen Ministerpräsidenten Andrej Plenkovic, der Milanovic als „pro-russisch“ bezeichnete.

Die Wählerschaft ist in dieser Wahl gespalten. Primorac, der seine politische Laufbahn als Bildungsminister in einer HDZ-geführten Regierung begann, sieht sich trotz seiner Niederlage in der ersten Runde optimistisch und hört von den Stimmen von Mitte-rechts-Wählern. Dies zeigt, dass die politische Landschaft Kroatiens weiterhin dynamisch und von Rivalitäten geprägt ist.

Der Weg zur Präsidentschaft

Die Präsidentschaft in Kroatien hat zwar überwiegend repräsentative Funktionen, der Präsident ist jedoch auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte und hat politische Autorität. Milanovic hatte die NATO und die EU in Bezug auf ihre Unterstützung für die Ukraine scharf kritisiert und sich dabei gegen die Entsendung kroatischer Truppen ausgesprochen. Währenddessen hat Primorac Milanovic als „pro-russische Marionette“ attackiert, was die Diskussion um Kroatiens internationale Glaubwürdigkeit weiter anheizt.

Die Wahllokale schließen heute um 19 Uhr Ortszeit, und Ergebnisse werden im Laufe des Abends erwartet. Ein Sieg von Milanovic würde somit nicht nur seine politische Karriere festigen, sondern auch die Richtung der kroatischen Politik in der kommenden Amtszeit wesentlich beeinflussen. In Anbetracht der angespannten wirtschaftlichen und politischen Lage bleibt abzuwarten, wie die Wähler sich entscheiden werden und welche Auswirkungen dies auf die Zukunft Kroatiens haben könnte.

Ein weiterer Wendepunkt in der kroatischen Demokratie steht bevor, und alle Augen sind heute auf die Wahlurnen gerichtet.