Am Sonntag wurde Zoran Milanović mit einem beeindruckenden Ergebnis von knapp 75 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Dieses Rekordergebnis ist bemerkenswert, da es selbst den früheren Präsidenten Franjo Tudjman in den 1990er Jahren übertrifft. Nach einer ersten Wahlrunde Ende Dezember, in der Milanović unter 50 Prozent lag, musste er einen Stichentscheid gegen seinen Herausforderer Dragan Primorac gewinnen, um sein Amt zu verteidigen. In seiner Siegesansprache bedankte sich Milanović nicht nur bei den Wählern in Kroatien, sondern auch bei der kroatischen Diaspora, einschließlich der bosnischen Kroaten, und forderte seinen Unterstützern auf, auch den Mitgliedern der HDZ, der herrschenden Partei, Anerkennung zu zollen.
In der politischen Landschaft Kroatiens wird Milanović als eine Art „Korrektiv“ zur von der HDZ dominierten Regierung wahrgenommen. Er hat in den letzten Jahren die Regierung und insbesondere Ministerpräsident Andrej Plenković scharf kritisiert, was zu einem scharfen politischen Diskurs geführt hat. Plenković selbst bezeichnete Milanović in der Vergangenheit als „politischen Schädling“ und „pathologischen Lügner“. Die Wahl Milanovićs könnte den bereits angespannten Dialog zwischen den beiden weiter verschärfen, während Milanović nun erneut die Möglichkeit hat, seinen Kurs fortzusetzen.
Politische Beziehungen und Ausblick
Milanović hat in der Vergangenheit umstrittene Positionen zu verschiedenen Themen eingenommen, darunter eine ablehnende Haltung gegenüber militärischen Hilfen für die Ukraine. Dies wirft Bedenken auf, dass Kroatien möglicherweise aus dem EU-Konsens zur Unterstützung der Ukraine ausscheren könnte. Dennoch sind Experten der Meinung, dass dies in der aktuellen politischen Konstellation unwahrscheinlich ist. Plenković hat betont, dass die wesentlichen Entscheidungen in Kroatien in den Händen der Regierung und der Parlamentsmehrheit liegen, was die Rolle des Präsidenten relativiert.
Die Wiederwahl könnte außerdem zu lauteren Auseinandersetzungen zwischen Milanović und der Regierung in Zagreb führen. Insbesondere, da Milanović als volksnah und erdverbunden wahrgenommen wird und einen weniger glanzvollen Stil einschlug, indem er bei seiner ersten Amtseinführung auf eine pompöse Zeremonie verzichtete. Die Wähler scheinen sein pragmatisches Herangehen zu schätzen, was sich in dem starken Wahlergebnis widerspiegelt.
Insgesamt wird Milanovićs Triumph als eine Bestätigung seiner politischen Arbeit der letzten fünf Jahre interpretiert. Während seine Politik und seine kommunikativen Fähigkeiten weiterhin einen klaren Einfluss auf die politische Landschaft Kroatiens haben werden, bleibt abzuwarten, wie er die kommenden Jahre gestalten wird und ob er imstande ist, ein Gleichgewicht zwischen seiner Rolle als Präsident und der dominierenden HDZ-Regierung zu finden.