FrankreichPolitikViral

Macrons Stern im Sinkflug: Die zerbröckelnde Macht des Präsidenten

Frankreichs politische Landschaft im Wandel: Der Abstieg des Macronismus

2017 war Emmanuel Macron zum Hoffnungsträger einer neuen politischen Ära in Frankreich aufgestiegen. Im berühmt gewordenen Bild schritt er durch den Hof des Louvre, begleitet von Beethovens Neunter Symphonie, und versprach ein neues Kapitel in der Geschichte der Republik. Doch sieben Jahre und zwei Monate später scheint dieses Kapitel näher am Ende als je zuvor.

Parlamentswahlen und die Rückkehr der extremen Rechten

Die vorgezogenen Parlamentswahlen am letzten Sonntag offenbarten ein dramatisches Bild für Macrons Bündnis, Ensemble pour la République. Laut Umfragen wird das Bündnis aus den Wahlen als großer Verlierer hervorgehen. 2017 hatte Macrons Bündnis noch eine absolute Mehrheit mit 306 von 577 Sitzen errungen, 2022 reichte es nur noch für eine relative Mehrheit mit 244 Sitzen. Die extremen Rechten unter Marine Le Pens Rassemblement National hingegen konnten ihren Stimmenanteil von 8,8 Prozent im Jahr 2017 auf 17,3 Prozent im Jahr 2022 steigern.

Eine fragile Koalition trifft auf Herausforderungen

Macrons politische Bewegung, die einst als En Marche! gestartet war und später in Renaissance umbenannt wurde, hatte von Anfang an Schwierigkeiten, eine stabile Basis zu bilden. Macron hatte Politikerinnen und Politiker von rechts und links zusammengebracht, um eine Politik der Mitte zu vertreten. Doch diese „Sowohl-als-auch“-Strategie stieß bald auf Widerstand, insbesondere im kompromissunwilligen politischen Klima Frankreichs.

  • Politiker wie Premierministerin Élisabeth Borne agierten häufig widerwillig.
  • Der rechte Innenminister Gérald Darmanin galt vielen als zu radikal.
  • Macrons eigenem Lager gelang es nie, eine kohärente politische Kraft zu bilden.

Zerfall der Wählerbasis und fehlende lokale Verankerung

Als Macron 2017 an die Macht kam, konnte er insbesondere junge Wähler gewinnen – 32 Prozent der 18- bis 24-Jährigen stimmten damals für ihn. Doch bei den jüngsten Wahlen erzielte er in derselben Altersgruppe nur noch neun Prozent. Selbst bei den Führungskräften, die ihn einst als Präsidenten der Elite unterstützten, hat er an Popularität verloren. Das Linksbündnis Nouveau Front populaire konnte in dieser Berufsgruppe acht Prozentpunkte mehr Stimmen holen.

Unklare Zukunft und interner Zwist

Der politische Stil Macrons, der oft den Gott der Götter, Jupiter, bemühte, wird zunehmend kritisch gesehen. In der italienischen Presse wurde er gar mit dem römischen Kaiser Nero verglichen, dem nachgesagt wurde, er habe das Feuer, das Rom zerstörte, selbst gelegt. Innerhalb seines Lagers herrscht Uneinigkeit darüber, wie man künftig die extreme Rechte bekämpfen sollte.

Die Regierung steht vor Unsicherheiten nach der Wahl, und es ist wahrscheinlich, dass Macrons Einfluss in der kommenden Legislaturperiode deutlich geringer sein wird. Sein ehemaliger Premierminister Édouard Philippe warf ihm bereits vor, seine eigene Mehrheit zerstört zu haben und forderte, weiterzumachen: „Der Präsident hat seine eigene Mehrheit vernichtet. Sehr gut, machen wir mit etwas anderem weiter.“

Macrons sinkender Einfluss in der internationalen und lokalen Politik

Obwohl Macron im Ausland oft beliebter war als im Inland, hat die anfängliche Euphorie in Frankreich längst nachgelassen. Die Impulse, die seine Bewegung En Marche! einst sammelte, die vollbesetzten Hallen bei Wahlkampfveranstaltungen und die doppelte Präsenz der Frankreich- und Europaflagge sind verblasst. Die breite Bevölkerung nimmt ihn zunehmend als abgehoben, ignorant und autoritär wahr.

Zusammengefasst stehen Frankreichs politische Strukturen vor einem Wandel. Die Zukunft der Macronisten ist ungewiss, und die politische Bühne ist bereit für neue Entwicklungen.

Mit einem beeindruckenden Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist unser Redakteur und Journalist ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft. Als langjähriger Bewohner Deutschlands bringt er sowohl lokale als auch nationale Perspektiven in seine Artikel ein. Er hat sich auf Themen wie Politik, Gesellschaft und Kultur spezialisiert und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und gut recherchierten Berichte.
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"