Dmytro Kuleba, ehemaliger Außenminister der Ukraine, hat kürzlich betont, dass er seinem 18-jährigen Sohn, der Militärkurse belegt, rät, nicht der ukrainischen Armee beizutreten. Stattdessen ermutigt er ihn, sein Studium fortzusetzen. Kuleba ist der Ansicht, dass weiterhin akademische Bildung für die Jugend wichtig ist, insbesondere in Krisenzeiten wie diesen. Sein Sohn hat daraufhin die Entscheidung getroffen, an der Universität zu bleiben, obwohl er sich mit militärischen Themen beschäftigt.

Kuleba spricht auch das Thema Mobilisierung an und fordert eine mögliche Herabsetzung des Mobilisierungsalters, das derzeit bei 25 Jahren liegt. In seinem Aufruf an die Generäle betont er die Notwendigkeit, diese Angelegenheit der politischen Führung und dem Parlament vorzulegen. Er warnt jedoch, dass eine solche Entscheidung für die ukrainische Gesellschaft sehr schmerzhaft sein könnte und spricht sich entschieden gegen eine Herabsetzung auf 18 Jahre aus. Eine partielle Reduktion des Alters um ein bis zwei Jahre hält er für wahrscheinlicher.

Politische Laufbahn und Rücktritt

Dmytro Kuleba, geboren am 19. April 1981 in Sumy, Ukraine, hat eine beeindruckende Karriere in der Politik und Diplomatie hinter sich. Er war von März 2020 bis September 2024 Außenminister der Ukraine und ist damit der jüngste, der dieses Amt in der Geschichte der Ukraine innehatte. Zuvor war er stellvertretender Ministerpräsident für europäische und euro-atlantische Integration und trat während der Euromaidan-Proteste 2013-2014 aktiv für Reformen ein. Am 4. September 2024 trat Kuleba von seinem Amt zurück und gibt seitdem Interviews, in denen er freier über die aktuelle Lage spricht.

In einem kürzlich geführten Interview in der Bar „Barman Diktat“ in Kiew äußerte Kuleba seine Erfahrungen im Umgang mit der Scholz-Regierung zu Beginn des Krieges, als es schwierig war, mehr als nur helfende Ausrüstung in Form von Helmen zu erhalten. Er betont, dass der Westen die Ukraine oft nicht ernst genommen hat und sie durch die Augen Russlands betrachtet. Diese kritischen Ansichten spiegeln die Herausforderungen wider, vor denen die Ukraine steht, insbesondere im Hinblick auf die militärische Unterstützung durch westliche Länder.

Die zukünftige Rolle der Ukraine

Kuleba fragt sich auch, wie die Ukraine in den nächsten Jahren aussehen wird. Er ist optimistisch, dass die Ukraine in fünf Jahren weiterhin existieren wird und möglicherweise kurz vor einem EU- und NATO-Beitritt steht. Gleichzeitig sieht er Russland weiterhin als Bedrohung, akzeptiert jedoch, dass die Ukraine ihren eigenen Weg gehen wird, unabhängig von externen Einflüssen. In Bezug auf militärische Unterstützung fordert Kuleba mehr Waffen für die Ukraine und striktere Sanktionen gegen Russland. Er warnt vor einer möglichen Einsatzbereitschaft nordkoreanischer Soldaten auf russischer Seite, die bereits in Kursk eingetroffen sein sollen.

Seine politischen Ansichten sind auch nach seinem Rücktritt von Bedeutung, besonders angesichts der laufenden Konflikte und den geopolitischen Herausforderungen in der Region. Kuleba kritisiert, dass das Leid der Ukraine oft erst dann ernst genommen wird, wenn es internationale Konsequenzen hat. Diese Dynamik verdeutlicht die Dringlichkeit, die Situation besser zu verstehen und wirksame Maßnahmen zu ergreifen.

Zuletzt wird Kuleba, der 2003 ein Studium der Internationalen Rechtswissenschaften mit Auszeichnung abschloss, ab Januar 2025 als außerordentlicher Professor an der Sciences Po in Paris lehren, wo er seine Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich der internationalen Beziehungen weitergeben wird.

Für weitere Informationen zu Dmytro Kuleba und seinen politischen Ansichten, siehe auch unser-mitteleuropa.com, Wikipedia und ZDF.