Paul Schmolze, ein angesehener Karikaturist aus Wilhelmsdorf, ist im Alter von 91 Jahren verstorben. Laut Schwäbische veröffentlichte Schmolze ab 1972 rund 1300 politische Zeichnungen in seiner Heimatzeitung. Sein Werk zeichnete sich durch kritische, jedoch nie verletzende Darstellungen aus. Über die Jahre hinweg begleitete er prominent politische Akteure, darunter den heutigen CDU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz, in seinen Karikaturen.

Der am 17. April 1933 in Ergenzingen geborene Künstler musste schon in jungen Jahren Schicksalsschläge hinnehmen. Sein Vater starb, als er erst acht Jahre alt war, und drei seiner Brüder fielen im Krieg. Trotz dieser Herausforderungen entdeckte er sein Zeichentalent bei seiner Arbeit in einer Maschinenfabrik. Nach seiner Ausbildung zum Schlosser begann er als Grafiker in Städten wie Reutlingen, Basel und Brüssel zu arbeiten.

Beruflicher Werdegang und soziale Engagements

Schmolze war ab 1968 beim Luft- und Raumfahrtkonzern Dornier tätig, wo er bis zu seinem Ruhestand arbeitete. Er war viele Jahre freigestellter Betriebsrat und erhielt 1992 das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement im sozialen Bereich. Zudem war er bekannt für seine Fürsorge gegenüber Menschen, die an Multipler Sklerose erkrankt waren. Für seine Mitmenschlichkeit wurde er 1994 erneut mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Nach einem Schlaganfall im Jahr 2004, der ihn halbseitig gelähmt und sprachlos machte, lebte Schmolze im Seniorenzentrum in Wilhelmsdorf, betreut von seiner Frau Dorothea. In den letzten Jahren fand er Freude am Zeichnen in einem neuen, geometrischen Stil und umgab sich mit Büchern und Karikaturen, die seine kreative Vergangenheit dokumentierten. Er hinterlässt seine Frau, zwei Söhne, zwei Enkel und viele Trauernde.

Die Rolle der Karikatur in der Gesellschaft

Die politische Karikatur erlebt in der heutigen Zeit eine Wandel. Wie im Bericht der Politik & Kommunikation festgestellt, hat die Bedeutung der Karikatur in den Medien abgenommen. Der Rückgang der Abdrucke und der Mangel an Nachwuchs zeichnen ein besorgniserregendes Bild für die Zukunft dieser Kunstform. Karikaturisten arbeiten oft freiberuflich und sind mit sinkenden Honoraren konfrontiert, während die Qualität der Karikaturen durch unzureichendes Verständnis von Redakteuren leidet.

Schmolzes künstlerisches Schaffen steht sinnbildlich für eine Zeit, in der Karikaturen einen hohen Stellenwert in der politischen Kommunikation hatten. In den vergangenen Jahrzehnten erlebten Karikaturisten jedoch große Herausforderungen, sowohl in der eigenen Wahrnehmung als auch in der Wertschätzung ihrer Arbeit durch die Medien. Der Karikaturenstreit um Mohammed-Karikaturen hat hingegen das Bewusstsein für das Potenzial dieser Kunstform geschärft.

In Erinnerung an Paul Schmolze bleibt der Eindruck eines Mannes, der mit seinen Zeichnungen einen bedeutenden Beitrag zur politischen Kultur geleistet hat. Sein Lebenswerk wird nicht nur von seinen Hinterbliebenen, sondern auch von einer breiten Öffentlichkeit geschätzt werden, die die Bedeutung der Karikatur in der Gesellschaft weiterhin hochhält.