Berlin. Die Junge Union hat kurz vor Start des Parteitages heftige Kritik an dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) geübt. JU-Chef Johannes Winkel hat sich in einem Brief an den Regierungschef gewandt und betont, dass die Forderung nach mehr Merkel-Politik für die CDU auf Widerstand stößt. In seinem Schreiben fragt Winkel provokant: „Lieber Daniel Günther, in welcher Partei bist du Mitglied? Ich bin erstaunt und irritiert. Denn du warst mir bisher nicht als Politiker aufgefallen, der rückwärtsgewandt denkt und im Gestern lebt.“
Der Auslöser für diese Auseinandersetzung waren Äußerungen von Günther in einem Interview mit den Funke-Medien. Darin rief der CDU-Politiker seine Partei auf, sich wieder stärker an der Politik der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel zu orientieren. Er betonte die Notwendigkeit, Wählerinnen und Wähler, die unter Merkel die CDU gewählt haben, zurückzugewinnen. Den Kurs der Mitte, den Merkel verfolgte, sieht Günther als Erfolgsrezept.
Winkel hingegen bezeichnete Merkels Abwendung von der CDU als enttäuschend und respektlos. Er machte klar, dass sowohl die CDU Merkel viel zu verdanken hat als auch sie der Partei. Kritisch äußerte er sich zur Orientierungslosigkeit und inhaltlichen Leere der CDU vor und kurz nach der Bundestagswahl. Er sieht die Partei nun auf dem richtigen Kurs und plädiert für mehr Friedrich Merz.
Die Frage bleibt, ob dieser Streit auf dem Bundesparteitag fortgeführt wird. Trotz des Ziels der CDU-Führung, Einigkeit zu demonstrieren, wird die Veranstaltung durch die kontroverse Debatte um Günthers Aussagen geprägt sein. Während Merz wiedergewählt wird und die Partei ein neues, konservativeres Grundsatzprogramm verabschiedet, wird Merkel nicht am Parteitag teilnehmen.
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