Kiew (dpa) – Deutschland und die Ukraine haben angesichts der aktuellen russischen Offensive mehr Unterstützung für die ukrainische Luftabwehr gefordert. In einer gemeinsamen Ansprache in Kiew betonte Außenministerin Annalena Baerbock die Dringlichkeit dieser Unterstützung, da jedes Zögern Menschenleben kosten und die Sicherheit gefährden könne. Ihr ukrainischer Amtskollege Dmytro Kuleba warnte vor den Konsequenzen eines Nicht-Eingreifens gegen Russland.
Baerbock schilderte die Zerstörung des ukrainischen Energiesystems durch russische Angriffe auf ein Kohlekraftwerk bei Kiew und betonte die Bedeutung einer gestärkten Luftabwehr als Schutz vor weiteren Raketenangriffen. Trotz der bereits zugesagten internationalen Unterstützung in Höhe von fast einer Milliarde Euro unterstrich sie die Notwendigkeit weiterer Mittel, um die Luftabwehr effektiv auszubauen.
Die Bundesregierung setzt sich intensiv für den Friedensgipfel ein, der von der Schweiz im Juni organisiert wird. Baerbock betonte die Bedeutung einer gemeinsamen internationalen Friedensinitiative und bestätigte die Teilnahme von Bundeskanzler Olaf Scholz, um andere Staaten zu ermutigen, sich ebenfalls zu engagieren. Trotz der Bemühungen um diplomatische Lösungen warnte Kuleba vor russischen Sabotageversuchen bei dem geplanten Gipfeltreffen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte Baerbock persönlich für die militärische und finanzielle Unterstützung Deutschlands und verlieh ihr den Orden Jaroslaw der Weise. Im Zuge ihres Besuchs in Kiew informierte sich Baerbock auch über die Zerstörungen an dem Kohlekraftwerk und betonte die angespannte Energieversorgung in der Region. Darüber hinaus musste sie aus Sicherheitsgründen einen geplanten Besuch in der bombardierten Stadt Charkiw absagen. Die ukrainischen Soldaten, mit denen sie sich traf, äußerten den Wunsch nach mehr mobilen Luftabwehrsystemen, um sich effektiv gegen russische Drohnen und Raketen verteidigen zu können.
Die dramatische Lage in der Ukraine spiegelt sich auch in der traurigen Realität der getöteten Kinder des Krieges wider. In einer Gedenkzeremonie für die Opfer verlieh Baerbock ihrer Betroffenheit Ausdruck und hinterließ symbolisch eine Schultüte und einen Fußball in Gedenken an die über 600 getöteten Kinder in der Region. Die Bundesaußenministerin unterstrich erneut die Unterstützung für einen EU-Beitritt der Ukraine als notwendige Konsequenz aus Russlands Aggression und forderte ein weiteres Engagement für Reformen und die Stärkung demokratischer Grundprinzipien in dem gebeutelten Land.