Hartmut Rosa, ein renommierter Soziologe und Bestsellerautor, ist der Meinung, dass die Polarisierung in Deutschland angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine neue Dimensionen erreicht hat. Er beobachtet ein starkes Ungleichgewicht zwischen der Elitenmeinung, die mehr Waffenlieferungen fordert, und der öffentlichen Meinung, die dem kritisch gegenübersteht. Die Diskussionen werden zunehmend emotionaler, insbesondere in Bezug auf Ereignisse wie den israelischen Einsatz in Gaza.
Rosa stellt fest, dass die gesellschaftlichen Debatten von Ängsten geprägt sind, die teilweise imaginär sind. Die Ängste werden durch wahrgenommene Bedrohungen der Lebenssphäre von außen geschürt, beispielsweise durch staatliche Eingriffe wie das Heizungsgesetz oder Impfungen. Diese Bedrohungen führen zu einem starken Gefühl des Verlusts von Kontrolle und Sicherheit, das die AfD geschickt für ihre politische Agenda nutzt.
In Bezug auf den Umgang mit der AfD betont Rosa die Notwendigkeit einer inhaltlichen Auseinandersetzung anstelle einer reinen Brandmauer-Strategie. Er plädiert dafür, mit der AfD in Dialog zu treten und durch Argumente zu überzeugen, statt sie zu dämonisieren. Er warnt davor, dass die konstante Ablehnung der AfD dazu führen könnte, dass Wähler das Gefühl haben, die etablierten Parteien seien „alle gleich“, was letztendlich der AfD zugutekommen könnte.
Der Soziologe reflektiert auch die zunehmende Diskursverschiebung in Medien und Gesellschaft, die politisch Andersdenkende moralisch diskreditiert. Dies schüre Missverständnisse und spalte die Gesellschaft weiter. Trotz persönlicher Anfeindungen und Shitstorms bleibt Rosa standhaft in seiner Meinung und betont die Bedeutung des offenen Diskurses und des Ringens um die besten Argumente als Grundlage für eine funktionierende Demokratie.
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