Politik

Das Ende der Kriege: Historiker Jörn Leonhard über Friedenskonferenzen und Kriegsgewalt

Das Ende von Kriegen: Ein Blick auf Diplomatie und Friedensverhandlungen

Nach dem Zweiten Weltkrieg endeten nur wenige Kriege mit klassischen Friedensverhandlungen, stellt Historiker Jörn Leonhard fest. Insbesondere im russischen Krieg gegen die Ukraine ist ein baldiges Ende nicht absehbar. Im politischen Diskurs wird oft behauptet, dass jeder Krieg letztendlich am Verhandlungstisch endet, was jedoch nicht der Realität entspricht. Ein Beispiel hierfür ist der Iran-Irak-Krieg, der ohne direkte Verhandlungen endete.

Historisch betrachtet gab es in der Neuzeit eine Zunahme an Friedenskonferenzen und Verträgen, die nach dem Ersten Weltkrieg jedoch deutlich abnahm. Heutzutage sind immer weniger Kriege durch Friedensverhandlungen geprägt, da viele Konflikte komplexe Bürgerkriegssituationen beinhalten. Zudem fürchten Akteure, mittels Friedensverträgen zu viele völkerrechtliche Bindungen einzugehen. Dies führt dazu, dass eher auf Waffenstillstandsvereinbarungen zurückgegriffen wird.

Die Gründe dafür sind vielfältig, von Bürgerkriegen mit internationaler Beteiligung bis zu ideologischen Polarisierungen, die traditionelle Friedensverhandlungen erschweren. Die Basis des Völkerrechts, welche für eine regelbasierte Außenpolitik entscheidend ist, scheint zunehmend zu erodieren, was die Chancen für große Friedensabschlüsse beeinträchtigt. Die Komplexität und Diversität heutiger Konflikte machen es schwierig, gemeinsame Werte und Normen zu definieren, was für klassische Friedensverhandlungen von zentraler Bedeutung ist.

Historische Vorbilder für den aktuellen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zu finden, gestaltet sich schwierig, dennoch gibt es Muster, die sich wiederholen. Besonders die Motivation imperialer Mächte sowie die Bedeutung historischer Ereignisse werden deutlich. Ein möglicher Friedensschluss nach einem russischen Sieg könnte negative Auswirkungen haben, indem er Aggressoren ermutigt, ihre imperialen Ziele weiter zu verfolgen.

Eine zukünftige diplomatische Lösung im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine erfordert reifende Konfliktparteien, eine starke Vermittlerrolle und ein robustes, autorisiertes Mandat. Aktuell erweist sich die Situation als komplex, da ein solcher starker Vermittler fehlt und temporäre Friedensinitiativen lediglich taktischer Natur sind. Die aktuelle politische Blockade in den USA und die Uneinigkeit in Europa erschweren eine koordinierte diplomatische Intervention.

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Lebt in Stuttgart und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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