Politik

Berlin feiert trotz offizieller Absage: Wie der 1. Mai zur politischen Party wurde

"Der 1. Mai in Berlin: Zwischen politischer Tradition und feierlicher Ausgelassenheit"

Am 1. Mai fand trotz der offiziellen Absage des Myfests dennoch eine lebendige Feier in Berlin statt. Tausende Menschen durchstreiften die Straßen von Kreuzberg und Neukölln, während Kneipen und Spätis die Menschenmassen mit Musik und guter Stimmung versorgten. Oranien- und Mariannenstraße waren von Fußgängern bevölkert, und im Görlitzer Park feierten Tausende ausgelassen.

Die Szenerie dieses 1. Mais wirft die Frage auf, warum Berlin nicht die Gelegenheit genutzt hat, den Tag der Arbeit zu einem echten politischen Feiertag zu machen. Warum gab es keine lokalen Bands oder Diskussionsrunden? Warum wurde den Berlinern und Besuchern nichts geboten? Lediglich die Linke und die Satiriker von Die Partei nutzten die Bühne, um Musik und politische Botschaften zu präsentieren.

In den letzten Jahren hat sich der 1. Mai zu einer Art Karneval entwickelt, was dazu führte, dass die wenigen Krawallmacher immer mehr an den Rand gedrängt wurden. Doch es ist nun an der Zeit, dass der Berliner Senat und die Bezirke sich an diese neue Situation anpassen. Es geht nicht mehr nur darum, SO36 zu beruhigen, da dieses Gebiet längst gentrifiziert ist und seine symbolische Bedeutung für die linksextreme Szene verloren hat.

Die Polizei bewies bei der „Revolutionären 1.-Mai-Demonstration“, dass sie die Situation unter Kontrolle halten kann. Nun liegt es an der Stadt, zu zeigen, dass Berlin am 1. Mai sowohl Politik als auch Party bieten kann – und nicht nur Polizeieinsätze. Es ist an der Zeit, dass die Stadt sich aktiv einbringt und den Tag der Arbeit zu einem besonderen Ereignis für alle macht.

Lebt in Stuttgart und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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