Der Vorsitzende des Verbandes Nordwestdeutscher Zeitungsverlage und Digitalpublisher (VNZV), Jochen Anderweit, hat bei der Jahreshauptversammlung in Celle vor einer ernsthaften Bedrohung der Demokratie durch nachlassendes politisches Engagement für Pressefreiheit gewarnt. Anderweit betonte, dass die Demokratie von verschiedenen Seiten angegriffen werde, insbesondere durch die Verbreitung von Fake News in sozialen Medien, welche oft von mächtigen Einrichtungen oder Staaten stammen und die öffentliche Meinung gezielt manipulieren sollen.
Besonders gefährlich seien laut Anderweit die nicht so leicht zu enttarnenden Fake News, die beispielsweise von Russland genutzt würden, um politische Ereignisse wie die Europawahl zu beeinflussen. Er hob hervor, dass die Freiheit des Journalismus als vierte Gewalt im Grundgesetz verankert sei und ein wichtiger Schutzmechanismus für die Demokratie darstelle. Anderweit unterstrich die Bedeutung des wirtschaftlichen Erfolgs für qualitativen Journalismus und merkte an, dass unabhängige Medienhäuser durch guten Journalismus die Demokratie schützen.
Kritisch äußerte sich Anderweit zu Politikern, die zwar die Bedeutung einer freien Presse anerkennen, aber nicht ausreichend Maßnahmen ergreifen, um deren Erhalt zu gewährleisten. Er beklagte das Fehlen konkreter Unterstützungsmaßnahmen für kleinere Verleger und warf der Politik sogar eine Art „aktive Sterbehilfe“ für die Presse vor. Anderweit forderte eine grundlegende Verbesserung der Einstellung der Politiker zur Pressebranche, da andernfalls das Überleben vieler Verlage gefährdet sei.
Der Verband Nordwestdeutscher Zeitungsverlage und Digitalpublisher (VNZV) vertritt derzeit 42 Zeitungstitel und drei Digitalpublisher in Niedersachsen. Im vierten Quartal 2023 belief sich die verkaufte Auflage der Tageszeitungen des Verbands auf insgesamt 626.381 Exemplare, während alle Tageszeitungen in Niedersachsen zusammen eine verkaufte Auflage von 1.002.686 Exemplaren verzeichneten.