Rund 300.000 Menschen konnten am ersten Tag der Rückkehrmöglichkeiten in den Norden des Gazastreifens zurückkehren. Diese Rückkehr wurde durch die Öffnung des Netzarim-Korridors seitens Israels ermöglicht. Die Bevölkerung war während des über 15-monatigen Krieges in den Süden des Gazastreifens vertrieben worden und viele hatten in notdürftigen Zeltlagern dort gelebt. Trotz der Angaben der Hamas über die Rückkehrzahlen konnten diese zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Die Vereinten Nationen sprechen jedoch ebenfalls von „Hunderttausenden“, die zurückkehren. Videos in sozialen Medien dokumentieren lange Schlangen von Menschen, die zu Fuß in den Norden gingen, während Autofahrer einen Kontrollpunkt weiter im Landesinneren passieren mussten.

Die Rückkehrerzahl könnte in den kommenden Tagen auf etwa 600.000 ansteigen, während im Gazastreifen insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen leben. Ein Abkommen über eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sah ursprünglich vor, dass die Rückkehr eine Woche nach dem Ende der Kampfhandlungen stattfinden sollte. Zuvor hatte Israel die Rückkehr blockiert, nachdem die Hamas eine vereinbarte Freilassung einer deutsch-israelischen Zivilistin nicht durchgeführt hatte. Nach einer Einigung über die Freilassung gab Israel schließlich grünes Licht zur Rückkehr der Gaza-Bewohner.

Waffenruhe und Geiselnahme

Parallel zur Rückkehr der Menschen kam es zu einer Vereinbarung über eine Feuerpause zwischen Israel und Hamas. Die Vereinbarung, die am 19. Januar 2025 in Kraft trat und sechs Wochen dauern soll, sieht vor, dass 33 Geiseln der Hamas im Austausch für palästinensische Häftlinge freikommen. Details zur Vereinbarung sind bislang unklar, jedoch wurde geplant, dass das israelische Militär sich schrittweise aus dem Gazastreifen zurückzieht. Diese Abmachung ist die erste seit einer Feuerpause vor mehr als einem Jahr. Zunächst sollen weibliche Geiseln, Minderjährige und Männer über 50 freigelassen werden, wobei Israel für jede zivile Geisel 30 palästinensische Gefangene und für jede Soldatin 50 freilässt.

Am 7. Oktober 2023 wurden 251 Geiseln aus Israel in den Gazastreifen verschleppt, von denen 94 weiterhin in der Gewalt der Hamas sind. Laut der israelischen Armee sind bereits 34 Geiseln tot. Unter den Geiseln gibt es eine „niedrige zweistellige Anzahl von Personen mit Deutschlandbezug“. Die Vereinbarung zur Geiselnahme umfasst drei Phasen, wobei die zweite Phase die Freilassung weiterer Geiseln und den Rückzug der israelischen Armee behandelt.

Humanitäre Situation

Die Situation im Gazastreifen ist dramatisch. Tausende Menschen in Israel, Gaza und den palästinensischen Gebieten haben ihr Leben verloren. Der Mangel an medizinischen Produkten, Medikamenten, sauberem Wasser und Lebensmitteln hat die humanitäre Lage erheblich verschärft. Unterstützung für die Betroffenen erfolgt gemäß humanitären Prinzipien: neutral und nach Maß der Not. Hilfe wird sowohl in den palästinensischen Gebieten als auch in Israel und dem Libanon geleistet, oftmals in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern.

Die Situation ist nicht nur eine Folge der militärischen Auseinandersetzungen, sondern auch der andauernden Geiselnahme, die viele Familien traumatisiert hat. Die internationale Gemeinschaft, einschließlich Katar, den USA und Ägypten, hat monatelang an der Einigung zur Waffenruhe gearbeitet. Der Druck, die Geiseln freizubekommen, wurde insbesondere von der ehemaligen US-Regierung unter Donald Trump ausgeübt, während die aktuelle Verwaltung von Joe Biden die Wichtigkeit dieser Vereinbarung für humanitäre Hilfe und die Rückkehr der Geiseln zusätzlich betont hat.

Für die Menschen im Gazastreifen sind diese Entwicklungen von großer Bedeutung, während sie darauf hoffen, dass sich die Lage bald beruhigt und sie in Sicherheit leben können.