Die Kinobranche sieht sich derzeit mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, die sowohl aus der Coronakrise als auch aus Streiks in der Filmindustrie resultieren. Ralf-Christian Schweizer, Geschäftsführer verschiedener Kinos in Aalen, Ellwangen und Heidenheim, erläutert, dass die weltweiten Proteste von Drehbuchautoren, Schauspielern und Regisseuren in den USA, die sich über einen Zeitraum von 11 bis 12 Monaten hinzogen, zu einem signifikanten Mangel an neuen Filmen führten. Dies hat zu einem bemerkbaren Besucherschwund geführt, insbesondere bei jüngeren Generationen, die zunehmend ihre Freizeit vor dem Fernseher verbringen, anstatt ins Kino zu gehen.
Schweizer hebt hervor, dass der Besucherschwund durch steigende Energiekosten, einen Anstieg des Mindestlohns und zusätzliche Zulieferkosten verschärft wird, die letztlich die Ticketpreise beeinflussen. Die Branche rechnet für 2025 mit etwa 90 Millionen Besuchen, was einen drastischen Rückgang im Vergleich zu den früheren 160 bis 170 Millionen Besuchern darstellt. Trotz der negativen Trends gab es ermutigende Entwicklungen, wie die erfolgreichen Schul-Kino-Wochen im Herbst 2024, bei denen viele Kinder zum ersten Mal in ein Kino gingen und ein neues Interesse geweckt wurde.
Filme und Streaming
Die Filmindustrie bringt auch große Blockbuster hervor, darunter „Vaiana 2“, jedoch haben manche Filme wie „Joker: Folie à Deux“ und „Gladiator 2“ bei den Zuschauern gefloppt. Ein weiterer bemerkenswerter Vorfall war die kurzfristige Hochstufung von „Smile 2“ auf FSK 18, was zu 1.000 Ticketstornierungen führte. Die Konkurrenz durch Streamingdienste, die Filme zunehmend schneller zur Verfügung stellen, beeinträchtigt zudem die Kinobesuche. Wie die Kino Film Collection zeigt, haben viele Menschen auch Interesse an internationalen, klassischen und unabhängigen Filmen, wobei bei den meistgestreamten Titeln unter anderem Werke von Meisterregisseuren wie Bernardo Bertolucci und Andrei Tarkovsky hoch im Kurs stehen.
Die Popularität von Streamingdiensten hat dazu geführt, dass das Konsumverhalten der Zuschauer sich gravierend gewandelt hat. Die Filmförderungsanstalt (FFA) bietet kontinuierlich aktuelle Marktdaten zur deutschen Film- und Kinowirtschaft und informiert über Besuchsverhalten, Marktanteile und Umsatzentwicklung. Monatlich werden die 100 meistgesehenen Filme aktualisiert, was einen interessanten Überblick über aktuelle Trends im Kino verschafft.
Die Rolle sozialer Medien und Events
Ein weiterer entscheidender Faktor ist der Einfluss von Social Media auf die Filmpopularität. Kinos sehen sich in der Pflicht, sich nicht nur als Orte des Filmgenusses zu positionieren, sondern müssen sich auch als Event-Locations positionieren, um Zuschauer anzuziehen. Dies könnte den Zusammenbruch von privaten Kinos, die keine kommunalen Zuschüsse erhalten, verhindern. Trotz all dieser Herausforderungen steht fest, dass wichtige Veranstaltungen wie die Berlinale und die Oscars weiterhin eine große Rolle spielen, auch wenn die meisten gezeigten Filme nicht für ein breites Publikum geeignet sind. Die Kinos versuchen, das Interesse zurückzugewinnen und den Besucherschwund zu stoppen.
Ralf-Christian Schweizer, der seit 2000 die Leitung seiner Kinos inne hat und eine lange Familientradition im Kino pflegt, optimistisch bleibt für die kommenden Jahre. 2025 und 2026 könnten einige erwartete Neuerscheinungen das Interesse der Besucher wieder beleben und eine Wende einleiten. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Branchen- und Marktbedingungen weiter entwickeln werden.