Unter strengen Auflagen haben die Taliban den Betrieb von zwei afghanischen Radiosendern, Radio Begum und Radio Dschawanan, wieder genehmigt. Diese Entscheidung erfolgt, nachdem die Sender zuvor ihre Lizenzen verloren hatten, weil sie mit „verbotenen ausländischen Medien“ kooperiert hatten. Das Informations- und Kulturministerium der Taliban gab am Samstag bekannt, dass die Sender unter bestimmten Bedingungen ihren Sendebetrieb wieder aufnehmen dürfen. Beide Sender haben zugesagt, die Regeln der Taliban-Regierung zu befolgen und Regelverstöße zu vermeiden. Laut Ostsee-Zeitung unterstützt das Ministerium afghanische Medien und Journalisten, solange sie islamische Werte und die afghanische Kultur respektieren.

Der Betrieb von Radio Begum war im Februar 2023 gestoppt worden, nachdem die Räumlichkeiten durchsucht und zwei männliche Mitarbeiter festgenommen worden waren. Radio Begum, das am Internationalen Frauentag im März 2021 gegründet wurde, gehört zu einer NGO, die sich für Frauenrechte einsetzt und hat zudem einen Schwesternsender in Frankreich. Der Sender produziert Inhalte ausschließlich von afghanischen Frauen und sendet Bildungsprogramme für Mädchen und Frauen, die vom Besuch höherer Schulen ausgeschlossen sind. Diese Programme helfen den betroffenen Frauen, trotz der gegenwärtigen Bildungsverboten durch die Taliban, Zugang zu Wissen zu erhalten, da Frauen in Afghanistan offiziell der Zugang zu Bildung über die sechste Klasse hinaus verwehrt bleibt.

Die Situation der Medienfreiheit in Afghanistan

Afghanistan belegt aktuell den 178. Platz von 180 auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen. Die einschneidenden Maßnahmen der Taliban haben dazu geführt, dass die Medienfreiheit stark eingeschränkt wurde. Beobachter berichten, dass die Taliban eine Medienlandschaft schaffen wollen, die nur ihre Ansichten widerspiegelt. Die Medienunterdrückung ist besonders dramatisch für Frauen, die in Afghanistan von vielen Berufen und öffentlichen Räumen ausgeschlossen sind und häufig ihre Jobs als Journalistinnen und Medienschaffende verloren haben. Diese Situation wird von internationalen Organisationen scharf kritisiert, wie zum Beispiel von AP News, die auf die schweren Einschränkungen für Frauen in der Medienlandschaft hinweist.

Laut LTO wurden in der Vergangenheit mehrere Radiosender, die für oder von Frauen betrieben wurden, geschlossen. Im Jahr 2023 wurde ein Frauenradio in der Provinz Badachschan vorübergehend eingestellt, weil es während des Fastenmonats Ramadan Lieder ausgestrahlt hatte. Der afghanische Journalistenverband (AFJC) hat ebenfalls die Bedeutung von Sendern wie Radio Begum hervorgehoben und die folgenreichen Maßnahmen der Taliban kritisiert, die eine ständige Bedrohung für die Pressefreiheit darstellen.

Dennoch gibt es Hoffnung, dass mit der Wiedererlaubnis zur Ausstrahlung die Stimmen, die für die Rechte von Frauen und die Bildung junger Mädchen eintreten, wieder gehört werden können. Radio Begum hat sich verpflichtet, in Übereinstimmung mit den journalistischen Prinzipien und den Vorschriften des Islamischen Emirats Afghanistan zu senden. Die genauen Prinzipien und Vorschriften wurden jedoch vom Ministerium nicht spezifiziert. Es bleibt abzuwarten, wie die Umsetzung dieser Auflagen in der Praxis aussehen wird.