Am 19. Februar 2025 hat der australische Premierminister Anthony Albanese Angriffe auf muslimische Frauen als „verwerflich“ bezeichnet. Diese Äußerungen kamen im Anschluss an einen mutmaßlichen Übergriff auf zwei Frauen in einem Einkaufszentrum in Melbourne, der am 13. Februar stattgefunden hatte. Albanese wies zudem Vorwürfe zurück, dass seine Regierung langsamer auf Islamophobie reagiere als auf Antisemitismus, und betonte, dass alle Angriffe aufgrund des Glaubens ernst genommen werden sollten. Er unterstrich, dass die Täter die volle Härte des Gesetzes spüren sollten.
Die beiden Opfer, Ealaf al-Esawie und eine weitere Frau im Alter von 30 Jahren, waren wegen ihrer Kopfbedeckungen gezielt angegriffen worden. Al-Esawie berichtete, dass sie während des Angriffs geschlagen und zu Boden gestoßen wurde, was zu ihrer Traumatisierung und anhaltenden Angst führte. Die Polizei in Melbourne hat in diesem Zusammenhang eine 31-jährige Frau festgenommen und wegen des mutmaßlichen islamophoben Übergriffs angeklagt. Die Polizeisprecherin stellte klar, dass diskriminierendes und hasserfülltes Verhalten in der Gesellschaft nicht toleriert werde.
Reaktionen und Kritik
Die Reaktionen auf den Vorfall waren stark. Der Test-Cricketspieler Usman Khawaja kritisierte die Regierung dafür, dass solche Angriffe auf die islamische Gemeinschaft oftmals „unter den Teppich gekehrt“ würden. Auch die Australian Federation of Islamic Councils äußerte am 17. Februar Besorgnis über den Anstieg von Gewalt gegen Muslime und bezeichnete die Reaktion der Regierung als „grotesk unzureichend“. Regierungskritiker bestanden darauf, dass die Regierung einen Sonderbeauftragten für Islamophobie ernannt habe, dessen Forderungen jedoch bisher nicht ausreichend umgesetzt wurden.
Oppositionsführer Peter Dutton bezeichnete den Übergriff als „Schande“ und sprach ebenfalls gegen die Angriffe auf Muslime aus. Zuvor war Albanese aufgrund der späteren Reaktion und der damit verbundenen Wahrnehmung der Gesellschaft kritisiert worden. Dies geschah insbesondere im Kontext eines Anstiegs islamophober und antisemitischer Vorfälle in Australien nach den Ereignissen, die am 7. Oktober 2023 mit dem Angriff von Hamas auf Israel begannen.
Ein gesellschaftlicher Kontext
Das Problem der Islamophobie wird in Australien zunehmend diskutiert, wobei verschiedene Advocacy-Gruppen auf die Bedrohung und Diskriminierung von Muslimen hinweisen. Diese Vorfälle müssen im Zusammenhang mit einem größeren gesellschaftlichen Klima betrachtet werden, in dem anti-islamische Bündnisse im Aufschwung sind, während etwa 2% der australischen Bevölkerung muslimisch sind. Dies stellt einen signifikanten Punkt in der wechselhaften Flüchtlings- und Einwanderungspolitik des Landes dar, die häufig von Druck und Diskriminierung geprägt ist.
Darüber hinaus finden die Diskussionen über Religion und Identität in einem politischen Umfeld statt, in dem das Einwanderungssystem langweilig erscheint und von vielen als restriktiv wahrgenommen wird. Politikwissenschaftler kritisieren dabei oft, dass die „Durchschnitts-Australier“ als weiße Australier interpretiert werden, was einem verzerrten Bild von Vielfalt und Integration im Wege steht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die von Albanese geäußerten Positionen und die Reaktionen auf den Übergriff nicht nur eine unmittelbare politische Dimension haben, sondern auch tiefere gesellschaftliche Probleme spiegeln, die dringend angegangen werden müssen. Die Antwort auf solche Vorfälle wird entscheidend sein für die zukünftige Entwicklung der politischen Kultur in Australien. In diesem Kontext bleibt abzuwarten, wie die Regierung und die Gesellschaft insgesamt auf die besorgniserregenden Rückmeldungen aus der muslimischen Community reagieren werden.
Für weitere Details zu den Vorfällen und der Reaktion der Regierung lesen Sie Al Jazeera, The Straits Times, und Deutschlandfunk.