Die schwäbisch-alemannische Fasnet ist mehr als nur eine Tradition – sie ist ein lebendiger Ausdruck regionaler Kultur. Diese Form der Fastnacht hat ihren Ursprung im 13. Jahrhundert und wurde seitdem zu einem bedeutenden Bestandteil des Brauchtums in Südwestdeutschland sowie Teilen der Nordost- und Zentralschweiz. Die eigene Identität der Fasnet zeigt sich in den vielfältigen Bräuchen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Besonders ausgeprägt ist die Vermummung der Teilnehmer mit Holzmasken, die oft „Larven“ genannt werden, und spezifischen Kostümen, auch „Häs“ genannt. Diese Tradition fand 2014 ihren offiziellen Platz im Bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO, wie [Wikipedia] berichtet.

In diesem Jahr feiert die Nachtwächtergruppe Waldsee ein ganz besonderes Jubiläum: Seit 100 Jahren trägt sie zur fröhlichen Atmosphäre der Fasnet bei. Die Gruppe sieht sich selbst als die „kleinste und sympathischste Randgruppe“ der Narrenzunft Waldsee, bestehend aus 30 bis 40 Mitgliedern, die seit rund 20 Jahren in dieser Form aktiv sind. Ihre Vorbereitungen beginnen bereits am Gumpigen Donnerstag, dem wichtigsten Tag der Waldseer Fasnet, wo die Mitglieder traditionell beim Ehrenzunftmeister Figaro zusammenkommen. So berichtet [Schwäbische], dass sie sich am Gästehaus Rössle sammeln und dann gemeinsam um 8 Uhr glockenläutend durch das Wurzacher Tor in die Stadt marschieren.

Humorvolle Unterhaltung und Tradition

Ein Markenzeichen der Nachtwächtergruppe ist die humorvolle Unterhaltung der Zuhörer mit schwäbischen Liedern und Anekdoten, die stets unbeschwert und nicht verletzend sind. Ein Höhepunkt ihres Programms ist der feierliche Besuch in verschiedenen Fasnetshäusern, wo sie ihre Geschichten vortragen und auf unvergessliche Erlebnisse zurückblicken. So berichtet Büttel Franz Müller von einem Missgeschick, als er einmal seine Glocke zu Hause vergessen hatte. Diese kleinen Zwischenfälle tragen ebenso zur guten Stimmung bei wie die Kulinarik: Thomas Stärk bietet der Gruppe in den Pausen traditionelle Speisen wie Saitenwürste und Leberspätzlesuppe an [Schwäbische].

Besondere Momente teilen sie auch mit historischen Persönlichkeiten wie der 99-jährigen Rita, die ihnen einst Kaffee zubereitete. Die närrischen Tage sollen ein Gefühl der Gleichheit fördern – so betonen die Nachtwächter, dass an diesen Tagen alle gleich behandelt werden, unabhängig von sozialem Status oder Herkunft. Auch Besuche bei Bürgermeister Matthias Henne und Bürgermeisterin Monika Ludy stehen auf dem Programm, um die Gemeinschaft zu stärken.

Ein Erbe bewahren

Die Tradition der Nachtwächtergruppe ist Teil des größeren Kontinents der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Diese Form der Fasnet zeichnet sich nicht nur durch schillernde Masken, sondern auch durch lebendige Bräuche aus. Der Fastnachtsdienstag, der den Abschluss der närrischen Zeit markiert, ist ein weiterer zentraler Punkt in ihrem Kalender. Traditionen wie die Verleihung des „Kussordens“ an die Damenwelt und die Abschlussparty am Fasnetsvergraben, wenn die Glocke Trauer trägt, sind für viele Mitglieder Höhepunkte des Jahres [Narrenzunft Waldsee].

Mit all diesen Elementen zeigen die Mitglieder der Nachtwächtergruppe, wie tief verwurzelt die Tradition der Fasnet in der Gemeinschaft ist und wie wichtig es ist, sie lebendig zu halten. Die kommenden Tage versprechen ein Fest des Frohsinns und der Gemeinschaft, das nicht nur die Mitglieder selbst, sondern auch die gesamte Bevölkerung in seinen Bann zieht.