Die Schatten der Vergangenheit lasten auf den ehemaligen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi), das nicht nur für zahllose Zerstörungen von Lebensläufen, sondern auch für Menschenleben verantwortlich war. Ungefähr 91.000 hauptamtliche und bis zu 189.000 inoffizielle Mitarbeiter waren in der DDR in der geheimen Polizei aktiv, deren Unterdrückungsmechanismen bis heute nachwirken. So haben neueste Untersuchungen der Berliner Charité ergeben, dass einst inhaftierte Personen signifikant höhere physische und psychische Erkrankungen aufweisen als die Allgemeinbevölkerung. Diese Fakten beleuchten die Realität der Stasi und der von ihr betroffenen Menschen, die immer noch unter den Spuren der Repression leiden, wie Dewezet berichtet.

Der Stasi gegenüber, die 1950 als „Schild und Schwert der Partei“ gegründet wurde, wurde eine Vielzahl von Methoden zur Einschüchterung und Kontrolle eingesetzt. Willkürliche Verhaftungen, Observationen und psychologische Zersetzung waren alltägliche Praktiken, die darauf abzielten, Dissens zu unterdrücken und die Bürger zu terrorisieren. Dies führte dazu, dass die Stasi ein weitreichendes Machtinstrument der Sozialistischen Einheitspartei (SED) war. Die Verbreitung einer Kultur des Misstrauens unter den Bürgern war ein zentrales Ziel. Opfer konnten selbst unbescholtene Jugendliche sein, die westliche Musik hörten oder harmlose Witze erzählten, wie im Deutschland Archiv dargelegt wird.

Ehemalige Stasi-Mitarbeiter im Rückblick

Einblick gewähren die Aussagen ehemaliger Stasi-Mitarbeiter, die teils eine ambivalente Sicht auf ihre Vergangenheit haben. Jochen Girke, ehemaliger Dozent für Operative Psychologie an der Stasi-Hochschule in Golm, beschreibt, wie er ideologisch gerechtfertigt dachte, obwohl er nun seit 35 Jahren mit den Folgen seiner Taten zu kämpfen hat. Girke ist eine Ausnahme unter den ehemaligen Mitarbeitern, von denen nur wenige den Dialog mit ihren Opfern suchen oder sich ihrer Rolle stellen. Im Gegensatz dazu trat Oliver Laudahn wegen Bequemlichkeit in den Dienst der Stasi ein, während Bernd Roth, der bis zum Major aufstieg, die schizophrene Natur des Systems scharf kritisierte. Über seine Beweggründe, für die Stasi zu arbeiten, sagen alle drei Männer aus, dass sie sich der moralischen Tragweite ihres Handelns zu unterschiedlichen Zeitpunkten bewusst wurden, was die bpb auf interessante Weise dokumentiert.

Einer der erschreckendsten Aspekte der Stasi-Tätigkeit war die umfassende psychologische Zersetzung ihrer Opfer. Die Taktiken beinhalteten Störungsmaßnahmen in persönlichen Beziehungen, das Verbreiten von Gerüchten und Berufsmisserfolge, um das Selbstwertgefühl der Betroffenen zu unterminieren. Viele inhaftierte Personen erlebten extreme Isolation und psychische Folter während ihrer Haft, und die Langzeitfolgen sind alarmierend. Der Berichterstattung zufolge leiden ein Drittel der ehemaligen politischen Inhaftierten auch Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung unter posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und anderen psychischen Störungen.

Nachwirkungen und gesellschaftliche Anerkennung

Die gesellschaftliche Anerkennung der Opfer politischer Verfolgung in der DDR bleibt gering. Es gibt Hinweise auf eine „posttraumatische Verbitterungsstörung“ bei vielen Betroffenen, die durch anhaltende Gefühle der Ungerechtigkeit geprägt ist. Auch die Nachkommen der politisch Verfolgten tragen schwer unter den Langzeitfolgen, die sich in erhöhter Anfälligkeit für psychische Erkrankungen äußern. Dies zeigt eindrücklich, wie tief die Spuren der Stasi in der Gesellschaft eingegraben sind und unterstreicht die Wichtigkeit, die Geschichte aufzuarbeiten und zu lernen, um zukünftige Wiederholungen zu vermeiden. Die Stimmen der Opfer müssen gehört werden, um ein umfassendes Bild der Geschichte zu zeichnen und die Schatten der Vergangenheit zu vertreiben.