Am 17. Februar 2025 fand in Frankfurt die Vergabe der Michelin-Sterne für das kommende Jahr statt. Bei dieser Gelegenheit wurde nicht nur die kulinarische Szene gewürdigt, sondern auch historische Erkenntnisse über die Medizin in der Renaissance beleuchtet. Ein wichtiger Bestandteil dieser Geschichte ist das Buch „Kreutterbuch Desz Hochgelehrten vnnd weitberühmten Herrn D. Petri Andreae Matthioli“, das 1590 erschien. Das Werk umfasst rund 1000 Seiten und bietet umfassende Behandlungsratschläge für diverse Leibesübel sowie nützliches Alltagswissen. Diese historische Quelle gehört der Frankfurter Universitätsbibliothek und wurde einst von Johann Hartmann Beyer vererbt, einem Mediziner, Mathematiker und Politiker, der seine Sammlung vor 400 Jahren der Stadt Frankfurt hinterließ.

Der Zustand von Beyers Büchersammlung ist bemerkenswert, da anfangs ein erheblicher Teil als verschollen oder zerstört galt. Neueste Forschungen zeigen jedoch, dass mehr Werke erhalten sind, als zuvor angenommen. Dies berichtete auch Sascha Zoske in einem Artikel über die Wiederentdeckung dieser wertvollen medizinischen Schätze in Frankfurt, die einen bedeutenden Einblick in die medizinische Versorgung des 16. Jahrhunderts geben.

Die Bedeutung von Pflanzen in der Medizin der Renaissance

Kräuter und Pflanzen spielten eine zentrale Rolle in der Medizin der Renaissance, was auch im Werk von Pietro Andrea Mattioli deutlich wird. Sein „New Kreüterbuch“, veröffentlicht 1563, umfasst etwa 1200 Seiten und thematisiert die Botanik sowie die Kräutermedizin jener Zeit. Mattioli, ein italienischer Arzt, integriert antikes Wissen über mediterrane Pflanzen und erweitert es um Informationen über Flora nördlich der Alpen sowie aus der Neuen Welt. In seiner Abhandlung beschreibt er therapeutische Anwendungen von Pflanzen und tierischen Substanzen zur Behandlung verschiedener Krankheiten und orientiert sich an einem europaweiten Netzwerk von Gelehrten, die Wissen und Pflanzen austauschten.

Besonders hervorzuheben ist die Zielgruppe seines Werkes: Es richtet sich nicht nur an akademische Ärzte, sondern auch an Apotheker, Chirurgen, Hebammen und Selbstmediziner. Auch praktische Ratschläge zur Haushaltsführung, Gartenpflege und Tierhaltung sind enthalten, was das Buch für gewöhnliche Menschen zugänglich macht, die für die Gesundheit ihrer Familien verantwortlich sind.

Medizinische Traditionen und ihr Fortbestand

Die Tradition der Kräutermedizin hat tiefe Wurzeln, die bis in die Klostermedizin des 8. bis 12. Jahrhunderts zurückreichen. Diese Medizin beruhte auf antiken Schriften und der Regula Benedicti des Heiligen Benedikt, der Klöster zu Orten medizinischer Versorgung machte. Zentrale Elemente dieser Tradition waren die Humoralpathologie und die vier Primärqualitäten von Heilpflanzen, die zur Behandlung unterschiedlicher Krankheiten eingesetzt wurden.

Zusätzlich sind die Entwicklungen in der modernen Phytotherapie von Bedeutung, wie bei der 28. Schweizerischen Jahrestagung für Phytotherapie diskutiert wurde. Diese Tagung befasste sich mit klinischer Forschung in der Phytotherapie, die in vielen deutschsprachigen Leitlinien jedoch oft unzureichend berücksichtigt wird. Experten forderten intensivere Forschung und eine stärkere Einbindung dieser kentnisse in die praktischen Anwendungen der modernen Medizin.

Das Erbe von Mattioli und anderen Kräuterkundigen wird durch aktuelle Forschungen und Ausstellungen weiter lebendig gehalten, etwa durch die Blogreihe #Umweltsammeln des Deutschen Historischen Museums. Dort wird die Rolle von Pflanzen in der Medizin durch aktuelle und historische Perspektiven gleichermaßen beleuchtet. Die Arbeit von Dr. Stephanie Neuner, die sowohl die Abteilung für die ständige Ausstellung leitet als auch stellvertretende Projektleiterin ist, trägt maßgeblich zur Aufklärung über diese Themen bei.

Die Entdeckungen über die historischen Kräuterkundigen und die modernen Ansätze in der Phytotherapie zeigen, dass das Interesse an der Verwendung von Pflanzen und deren heilenden Eigenschaften nicht nur in der Geschichte verankert, sondern auch für die Gegenwart von großer Relevanz ist. Sowohl die Vergabe der Michelin-Sterne als auch die Präsentation historischer Werke in Frankfurt verdeutlichen die kulturelle Bedeutung dieser Themen.