Das Konzept der vertraulichen Geburt ist vielen Menschen in Deutschland nicht bekannt. Seit zehn Jahren haben Frauen in besonders schwierigen Lebenssituationen die Möglichkeit, vertraulich ein Kind zur Welt zu bringen. Dieses Angebot wurde am 1. Mai 2014 eingeführt, um Kindstötungen und -aussetzungen zu verhindern und eine legale Alternative zur Babyklappe und anonymen Geburt zu schaffen. Dabei wird das Kind nach der Geburt direkt in Obhut genommen und nach ungefähr einem Jahr zur Adoption freigegeben, sofern die Mutter ihre Anonymität nicht widerruft.
In den letzten zehn Jahren haben 1.166 Frauen in Deutschland vertraulich ein Kind geboren, was einem konstanten Durchschnitt von etwa zehn Frauen pro Monat entspricht. Die Gründe für eine vertrauliche Geburt variieren stark und sind äußerst individuell. Ein Hauptanliegen ist oft die Angst vor dem Umfeld oder vor gewalttätigen Partnern. Scham und psychische Erkrankungen spielen ebenfalls eine Rolle bei der Entscheidung für eine vertrauliche Geburt.
Experten befürworten das Konzept der vertraulichen Geburt als bestmöglichen Kompromiss, obwohl es einige Kritikpunkte gibt. Zum Beispiel bleiben Frauen ohne gültige Ausweispapiere oder sich illegal in Deutschland aufhaltende Frauen oft auf eine anonyme Geburt beschränkt. Es wird auch diskutiert, wie die Schwangeren vor der Geburt geschützt werden können, wenn sie außerhalb ihres gewohnten Umfelds untergebracht sind. Dennoch betonen die Fachfrauen die Notwendigkeit einer größeren Anerkennung für die Mütter, die ihre Kinder in gute Hände geben. Dies könnte dazu führen, dass sich mehr Frauen für eine offizielle Adoption entscheiden, anstatt für eine vertrauliche oder anonyme Geburt.