Die britische Regierung sieht sich zunehmend mit der Herausforderung konfrontiert, die hohe Rate von Übergewicht und Adipositas in der Bevölkerung zu bekämpfen. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im Fachmagazin „The Lancet Public Health“, zeigt alarmierende Trends in der Lebenszeit der Briten. Laut einem Bericht der britischen Boulevardzeitung „The Sun“ stagnierte die Lebenserwartung in England, mit einem besorgniserregenden Rückgang von 0,25 Jahren pro Jahr zwischen 1990 und 2011 auf nur 0,07 Jahre zwischen 2011 und 2019. Experten führen diese Entwicklung unter anderem auf die überbelasteten Wartelisten des National Health Service (NHS) zurück.
Die Hauptursachen für die sinkende Lebenserwartung sind schlechte Ernährung, Bewegungsmangel und Adipositas. Fast zwei Drittel der Erwachsenen in England sind übergewichtig oder adipös, was zu gefährlichen Begleiterkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und bestimmten Krebsarten führt. In ärmeren Gegenden Englands beträgt die Übergewichtsrate sogar 12 Prozentpunkte mehr als in wohlhabenderen Regionen, was den Zugang zu gesunden Lebensmitteln und Sportangeboten stark einschränkt.
Bevölkerungsstudie und Upgrades
Ein erschreckendes Resultat der aktuellen Statistiken ist, dass rund 25 Prozent der Erwachsenen in Großbritannien krankhaft fettleibig sind, während 38 Prozent als übergewichtig gelten. Besonders besorgniserregend ist die Situation unter Kindern, von denen fast jedes vierte bei Verlassen der Grundschule als übergewichtig gilt. Studien zeigen, dass Kinder bis zu 500 zusätzliche Kalorien pro Tag konsumieren und überproportional Werbung für ungesunde Nahrungsmittel ausgesetzt sind. Diese Herausforderungen führen dazu, dass die britische Regierung das Ziel hat, bis 2030 die Raten von Übergewicht bei Kindern zu halbieren und die Unterschiede zwischen benachteiligten und wohlhabenden Gebieten zu verringern.
Zusätzlich hat der NHS innovative Strategien ins Leben gerufen, um gezielte Unterstützung für Menschen mit Typ-2-Diabetes oder Bluthochdruck sowie einem Body Mass Index (BMI) von 30 oder mehr zu bieten. Zu den Verbesserungen gehören Programme wie das Diabetes Prevention Programme, das seit 2016 mehr als 100.000 Menschen beim Vorbeugen von Diabetes unterstützt hat.
Medikamentöse Lösungen
Um die Adipositas-Epidemie anzugehen, setzt die britische Labour-Regierung unter Keir Starmer zunehmend auf medizinische Lösungen. Abnehmspritzen wie Mounjaro und Wegovy werden als Optionen zur Gewichtsreduktion betrachtet. Nutzer berichten von einem potenziellen Gewichtsverlust von bis zu 25 Prozent innerhalb von eineinhalb Jahren. Theoretisch könnten bis zu 15 Millionen Erwachsene in Großbritannien für diese Behandlungsmöglichkeiten in Frage kommen. Insbesondere der NHS plant, Mounjaro für stark übergewichtige Patienten zugänglich zu machen, während Wegovy bereits in spezialisierten Kliniken erhältlich ist.
Obwohl viele von den Medikamenten profitieren, warnen Experten auch vor Risiken. Alison Cave von der Arzneimittelbehörde MHRA empfiehlt, Entscheidungen über solche Behandlungen stets in absprache mit einem Arzt zu treffen. Einige Mediziner betrachten die Erschwinglichkeit der Abnehmspritzen als einen „Paradigmenwechsel“ in der Behandlung von Fettleibigkeit, andere befürchten, dass dies eine bedenkliche Abkürzung in der Gesundheitsversorgung darstellt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Krise der Adipositas im Vereinigten Königreich dringenden Handlungsbedarf erfordert. Die wachsenden Ungleichheiten in der Ernährung und den Lebensstilen, besonders in sozioökonomisch schwachen Gruppen, unterstreichen, wie wichtig es ist, vielfältige Ansätze zu verfolgen, die über bloße medizinische Lösungen hinausgehen. Der NHS und die Regierung stehen vor der Herausforderung, ein Gleichgewicht zwischen Prävention und aktiver Behandlung zu finden, um die Gesundheit der britischen Bevölkerung zu verbessern und die steigenden Zahlen von Übergewicht und Adipositas anzugehen.