Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine, der Konflikt um die Krim dauert mittlerweile seit elf Jahren an. In dieser Zeit haben sich in Neustadt zahlreiche Initiativen gebildet, um den Menschen in der Ukraine und angrenzenden Regionen zu helfen. Besonders die Herz-Jesu-Priester zeigen sich aktiv, indem sie Beispiele der Unterstützung vor Ort bereitstellen und die schwierigen Lebensbedingungen dokumentieren. Pater Gerd Hemken, Rektor des Klosters, berichtet von gravierenden Herausforderungen, die die Menschen dort zu bewältigen haben, darunter Probleme bei der medizinischen Versorgungen, wie der Desinfektion von Hilfsmitteln und der Heizmittelversorgung mit Holz in Wohnungen.

Die regelmäßigen Hilfstransporte in die Ukraine wurden auch in den letzten Monaten fortgesetzt, der letzte fand im November 2023 statt. Um die humanitäre Hilfe zu gewähren, plant die Initiative eine weitere Spendensammlung vor Ostern und erhält Unterstützung von einem polnischen Transportunternehmen. Ein Benefizkonzert des Gospelchors Geinsheim brachte bereits 5000 Euro für Projekte in der Ukraine ein.

Unterstützung für Familien und Vermisste

Die Spendengelder kommen vor allem der orthodoxen Kirche zugute, die sich um vermisste Soldaten kümmert. Aktuell gelten mindestens 30.000 Soldaten als vermisst, während die Angehörigen dieser vermissten Soldaten häufig ohne staatliche Unterstützung dastehen und auf Spenden angewiesen sind. In dieser kritischen Situation kümmert sich das Kloster um finanzielle Unterstützung sowie um seelsorgliche und therapeutische Begleitungen für die Familien der verstorbenen Soldaten.

Die Hilfsbedürftigkeit in der Ukraine hat im vergangenen Jahr stark zugenommen. So unterstützt das Kloster eine Stiftung in Zhytomyr, die sich der psychischen Betreuung traumatisierter Kinder widmet. Die Situation in der Stadt Charkiw wird von Caritas International beobachtet, die dort vor allem Binnenflüchtlingen Hilfe leistet. Auch der Arbeitskreis Ukraine-Pfalz hat 2023 medizinische Geräte und Schulmöbel nach Mukatschewo transportiert.

Psychische Gesundheit in Kriegszeiten

Der Krieg hat weitreichende Konsequenzen für die psychische Gesundheit der ukrainischen Bevölkerung. Laut einer Analyse sind über 32 Millionen Menschen in der Ukraine direkt oder indirekt vom Krieg betroffen, und 15,6 Millionen Familien berichten von einer Verschlechterung ihrer psychischen Gesundheit. Besonders betroffen sind Kinder; seit Beginn des Krieges sind Hunderte von ihnen ums Leben gekommen oder als vermisst gemeldet worden. Die psychischen Erkrankungen sind in der Bevölkerung stark verbreitet, wobei jede:r vierte Ukrainer:in dem Risiko ausgesetzt ist, an psychischen Störungen zu leiden.

Das ukrainische psychische Gesundheitssystem steht vor enormen Herausforderungen. Es ist stark von sowjetischen Strukturen geprägt und kämpft mit Stigmatisierung, unzureichender Finanzierung und einem Mangel an Fachkräften. In den Kliniken sind die Patientenaufnahmen durch den Krieg um 23,5 % zurückgegangen. Zudem gab es zahlreiche Angriffe auf das Gesundheitswesen, mit über 1.100 Vorfällen, bei denen 481 Krankenhäuser oder Kliniken zerstört worden sind. Das Gesundheitsministerium verwaltet derzeit 61 psychiatrische Kliniken, um den Bedarf zu decken.

Um dem entgegenzuwirken, wurden mobile Teams für psychische Gesundheit ins Leben gerufen, die offiziell 2022 staatliche Finanzierung erhielten. Diese Teams bestehen aus Fachkräften, die in der Lage sind, unter Kriegsbedingungen zu arbeiten und die psychische Gesundheit der betroffenen Menschen zu fördern. Programme zur psychischen Gesundheitsversorgung wurde initiiert, um die Bevölkerung zu unterstützen und eine Therapie für Betroffene zugänglich zu machen.

Parallel dazu entstehen Initiativen, die sich um die psychologische Unterstützung von Geflüchteten und Helfenden kümmern. Informationsmaterialien werden in ukrainischer Sprache zur Verfügung gestellt, und beispielsweise wird ein Erklärvideo zu den psychischen Belastungen geflüchteter Kinder angeboten. Diese Maßnahmen verdeutlichen die Dringlichkeit und den Handlungsbedarf, die mit der psychischen Gesundheit in Zeiten des Krieges verbunden sind.