Die Debatte über die gesundheitlichen Auswirkungen von Milch bleibt kontrovers und wirft zahlreiche Fragen auf. Laut Focus beleuchtet Uwe Knop, Diplom-Ernährungswissenschaftler, in neuen Studien, dass ein tägliches Glas Milch potenziell das Risiko für Darmkrebs senken könnte. Jedoch warnt ein auf einem Neurologenkongress präsentierter Bericht, dass gleichzeitig der Konsum von Milch das Risiko für Multiple Sklerose (MS) erhöhen könnte. Angesichts dieser widersprüchlichen Ergebnisse herrscht Unklarheit darüber, ob Milch für die Gesundheit zuträglich oder schädlich ist.
Ernährungsforschung wird oft als „Desinformationssystem“ bezeichnet, in dem schwache Ergebnisse aus Beobachtungsstudien die Berichterstattung bestimmen. Diese Studien basieren häufig auf unüberprüfbaren Eigenangaben der Probanden, was zu Verunsicherung über den Milchkonsum führt. Diese Unsicherheiten wurden durch die Ablehnung seitens sieben großer ernährungswissenschaftlicher Fachorganisationen, die 2019 die Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel zurückwiesen, weiter verstärkt. Stattdessen empfehlen Experten, persönliche Intuition und individuelle Vorlieben in der Ernährung zu berücksichtigen.
Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Multipler Sklerose
Die Forschung zum Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Multipler Sklerose hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Epidemiologische Daten weisen darauf hin, dass die MS-Prävalenz in Ländern mit hohem Milchkonsum höher ist als in Ländern mit niedrigerem Konsum. Eine Untersuchung aus dem Jahr 1992, die 27 Länder analysierte, fand eine signifikante Korrelation zwischen dem Konsum von flüssiger Milch und der MS-Prävalenz. Bei anderen Milchprodukten wie Butter und Sahne war die Korrelation zwar schwächer, aber weiterhin signifikant, wie in Pharmazeutische Zeitung berichtet.
Professor Dr. Stefanie Kürten präsentierte auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie aktuelle Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass Kuhmilch bestimmte Faktoren enthalten könnte, die zur Pathologie von MS beitragen. Neuere Studien identifizieren spezifische Milchproteine wie Casein und Butyrophilin als potenzielle Auslöser für Autoimmunreaktionen. Tiermodelle zeigen, dass Mäuse, die mit Milchproteinen immunisiert wurden, Antikörper entwickeln, die Myelinschäden verursachen. Ähnliche Reaktionen sind bei MS-Patienten zu beobachten, die erhöhte Antikörperwerte gegen Milchproteine aufweisen, wie Pressebox berichtet.
Die genauen Mechanismen, durch die Milch und ihre Bestandteile zur Krankheitsentstehung beitragen, sind noch nicht vollständig geklärt. Wissenschaftler betonen, dass MS ein multifaktorielles Geschehen bleibt, bei dem genetische Dispositionen, Umweltfaktoren und Infektionen ebenfalls eine Rolle spielen. Es bleibt abzuwarten, welche weiteren Studien neue Erkenntnisse zu den komplexen Zusammenhängen zwischen Milchkonsum und der Entwicklung von MS liefern werden.