Scheitern und Misserfolge werden oft als Teil des Erfolgsprozesses dargestellt, aber eine Studie im „Journal of Experimental Psychology“ hat gezeigt, dass diese Annahme überbewertet sein könnte. In den USA haben elf Experimente gezeigt, dass die Erwartungen an das Scheitern nicht immer der Realität entsprechen. Beispielsweise gehen Menschen fälschlicherweise davon aus, dass angehende Anwälte und Pflegekräfte Prüfungen beim zweiten Versuch eher bestehen, dass Patienten nach einem gesundheitlichen Notfall gesünder leben und dass Gescheiterte ihre Misserfolge als Lehren betrachten. Jedoch zeigte die Studie, dass diese Annahmen oft nicht zutreffen.
Es ist bekannt, dass Scheitern einen negativen Einfluss auf das Ego haben kann, und viele Menschen tendieren dazu, dies zu verdrängen. Das Versagen allein macht noch niemanden automatisch zu einem besseren Menschen oder näher an einem großen Erfolg. Tatsächlich kann Scheitern das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen, was dazu führen kann, dass viele Menschen diese Rückschläge nicht akzeptieren möchten.
Trotz der weit verbreiteten Forderung nach einer „Kultur des Scheiterns“ zeigt die Studie, dass Menschen eher dazu neigen, nach einem Misserfolg Hilfe und Unterstützung zu suchen, anstatt sich mit den eigenen Fehlern auseinanderzusetzen. Das Verständnis der wahren Erfolgsquoten nach dem Scheitern führte dazu, dass die Befragten befürworteten, Hilfe eher Menschen in Not zukommen zu lassen, anstatt sich mit denjenigen zu beschäftigen, die ihr Scheitern als Lehre betrachten.
Diese Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf die Bedeutung des Scheiterns und zeigen, dass die Realität oft anders aussieht als die allgemein akzeptierte Vorstellung, dass Rückschläge notwendig sind, um erfolgreich zu sein. Es bleibt abzuwarten, wie diese Erkenntnisse die Diskussionen über Erfolg, Misserfolg und persönliches Wachstum in Zukunft beeinflussen werden.