Andreas Kümmert, der durch seinen Sieg bei „The Voice of Germany“ 2013 bekannt wurde, trat heute zum zweiten Mal im ausverkauften Kubana in Siegburg auf. Der Auftritt, der zwei Stunden dauerte, bot den Besuchern eine Mischung aus Rock und Blues. Kümmert, geboren am 20. Juli 1986, hat in seiner musikalischen Karriere einiges erlebt. 2015 gewann er den Vorentscheid zum Eurovision Song Contest (ESC) mit dem Lied „Heart of Stone“, verzichtete jedoch auf die Teilnahme in Wien, was bis heute viele überrascht. Kümmert äußerte, dass die Entscheidung, auf Wien zu verzichten, sich im Laufe des Abends manifestierte.
Diese Entscheidung war nicht leicht für Kümmert. Seine damalige Plattenfirma drängte auf die Teilnahme am Vorentscheid zur Promotion seiner Platte. Zu dieser Zeit kämpfte der Künstler jedoch mit persönlichen Herausforderungen, darunter Panikattacken, die schließlich zu Diagnosen wie Angststörung und Depression führten. Er begab sich in psychologische Behandlung und nahm Medikamente ein, um seine Probleme zu bewältigen.
Musikalische Identität
Kümmert sieht seine Entscheidung, auf den ESC zu verzichten, nicht als Verlust. Er fühlte sich in der Situation überfordert und wollte sich nicht verbiegen. In seinen Augen steht seine Identität als Schreiber und Komponist im Vordergrund, das Präsentieren eigener Musik hat für ihn einen hohen Stellenwert. Er verfolgt den ESC nicht und besitzt keinen Fernseher, glaubt jedoch, dass das Event mehr um Show und Politik geht als um die Kunst.
Sein Traum ist es, internationaler zu werden und mit Künstlern wie Chris Robinson von The Black Crowes zusammenzuarbeiten. Kümmert konsumiert Musik aus den Genres Jazz und Jazz-Rock und bewundert Legenden wie Frank Zappa und Miles Davis. Interessanterweise hat er keine Hobbys; die meiste Zeit verbringt er entweder auf der Bühne oder mit seinen Kindern.
Das Zusammenspiel von Musik und Psychologie
Aktuelle Studien über den Zusammenhang zwischen Musizieren und psychischen Erkrankungen könnten Kümmerts Erfahrungen kontextualisieren. Eine internationale Untersuchung, an der das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik beteiligt war, zeigt, dass Musiker häufiger an Depressionen oder bipolaren Störungen erkranken als Nicht-Musiker. Dabei gibt es keinen direkten Kausalzusammenhang; Musizieren führt nicht zwangsläufig zu psychischen Problemen. Stattdessen könnten genetische Anlagen sowohl für musikalische Begabung als auch für psychische Erkrankungen verantwortlich sein.
In der Studie wird zudem erwähnt, dass intensives Üben auf einem Instrument oft mit einer höheren Häufigkeit psychischer Erkrankungen korreliert. Dies könnte auf die Herausforderungen hinweisen, die viele Künstler – wie Kümmert – im Laufe ihrer Karriere bewältigen müssen. Die Leiterin des Freiburger Instituts für Musikermedizin, Claudia Spahn, betont, dass trotz der Probleme das Musizieren beibehalten werden sollte, da es positive Effekte für die psychische Gesundheit hat.
Andreas Kümmert bleibt trotz seiner Schwierigkeiten in der Musikszene aktiv und setzt sich dafür ein, seine eigene Stimme in der Branche zu finden. Sein Weg zeigt, wie komplex das Zusammenleben von künstlerischem Schaffen und psychischer Gesundheit sein kann, und dass Künstler oft mit Herausforderungen kämpfen, die nicht immer sichtbar sind.
Für die Details zu Kümmerts Leben und Karriere siehe Kölner Stadt-Anzeiger, Wikipedia sowie Süddeutsche Zeitung.