Gesellschaft

Wohnungsmangel in Berlin: Genehmigungen auf Rekordtief

Der Rückgang von Baugenehmigungen und seine Folgen für die Wohnraumsituation

Die aktuelle Entwicklung im deutschen Wohnungsbau ist alarmierend. Im ersten Halbjahr 2023 verzeichnete das Statistische Bundesamt einen drastischen Rückgang bei den Baugenehmigungen, was die schon angespannte Wohnraumsituation weiter verschärft. Diese Entwicklung zieht nicht nur negative wirtschaftliche Konsequenzen nach sich, sondern hat auch tiefgreifende soziale Auswirkungen auf die Gesellschaft.

Ausmaß des Rückgangs

Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim Oliver Müller, äußerte sich zu den Statistiken und stellte fest, dass mit lediglich 17.600 genehmigten Wohnungen im Juni die Genehmigungszahlen des Vorjahres um 19,0 Prozent gesenkt wurden. Dies stellt einen signifikanten Rückgang dar, der jetzt schon im 21. Monat in Folge zu beobachten ist. Im gesamten ersten Halbjahr betrug der Rückgang sogar 21,1 Prozent, was die Bauzahlen auf das niedrigste Niveau seit 2010 zurückfallen lässt.

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Bedeutung für die Bevölkerung

Die Dramatik dieser Zahlen wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass der Neubau von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern mit zwei Dritteln der Neubauten den wichtigsten Aspekt der Wohnraumversorgung ausmacht. Hier kam es im bisherigen Jahr zu einem Rückgang von 20,8 Prozent. Besonders kritisch ist die Lage im Eigenheimbau. Prognosen deuten darauf hin, dass bei Fortdauer der aktuellen Genehmigungsflaute im Jahr 2024 rund 45.000 Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern genehmigt werden könnten, was die Tiefststände von 2008 sogar um die Hälfte unterbieten würde.

Soziale Auswirkungen und Handlungsbedarf

Die Konsequenzen dieser Wohnraumverknappung sind weitreichend. Menschen, die auf der Suche nach Immobilien sind, bleiben in ihren Mietwohnungen gefangen. Dadurch entsteht eine Verknappung von freiwerdenden Mietwohnungen, was die Mieten zusätzlich ansteigen lässt. Der steigende Druck auf den Wohnungsmarkt hat die Wohnungsnot nicht nur zu einem wirtschaftlichen, sondern auch zu einem sozialen Sprengstoff gemacht.

Politische Maßnahmen und Ausblick

Trotz der Zusicherung der Ampelregierung, den Bau von günstigem Wohnraum voranzutreiben, muss festgehalten werden, dass innere Baustellen der Bürokratie und regulatorische Hürden bestehen bleiben. Müller betont, dass der politische Wille allein nicht ausreiche, um die Bauunternehmen mit Aufträgen zu versorgen. In der Branche besteht Einigkeit darüber, dass politische Entscheidungen notwendig sind, um den dringend benötigten „Wohnungsbauturbo“ zu aktivieren. Vorbilder wie Niedersachsen sollten Nachahmer finden und ihre Landesbauordnungen simplifizieren, um effektiver und schneller bauen zu können.

Fazit

In Anbetracht der aktuell rückläufigen Baugenehmigungen ist es essenziell, dass alle beteiligten Akteure, einschließlich Politik und Baugesellschaften, zusammenarbeiten, um die Schieflage auf dem Wohnungsmarkt zu beheben. Nur durch klare Maßnahmen und einen Abbau der bürokratischen Hürden kann langfristig eine Verbesserung der Wohnraumsituation für die Bevölkerung erwirkt werden.

Lebt in Hannover und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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