Die politischen Spannungen zwischen den USA und der Ukraine erreichen einen neuen Höhepunkt. US-Präsident Donald Trump bezeichnete den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als „Diktator ohne Wahlen“ und bezweifelte seine Zustimmungswerte, die er mit lediglich 4 Prozent angab. Selenskyj hingegen konterte, dass seine Unterstützung laut einer Umfrage des ukrainischen Meinungsforschungsinstituts „Rating“ bei stolzen 65 Prozent liege, wie Focus berichtet.
Die Umfrage, die am 20. und 21. Februar durchgeführt wurde, befragte 1200 Personen. Fast ein Drittel der Befragten hat absolutes Vertrauen zu Selenskyj, ein weiteres Drittel eher, während rund 34 Prozent ihm gar nicht vertrauen. Trotz der schwierigen Umstände hat sich das Vertrauen in den Präsidenten seit Beginn der russischen Invasion verbessert. Im Januar lag das Vertrauen noch bei 57 Prozent, im November bei 53 Prozent.
Reaktion auf Trumps Vorwürfe
Selenskyj wies die Vorwürfe Trumps als russische Desinformation zurück. Er erklärte, Kiew verfüge über Beweise, dass die niedrigen Zustimmungswerte zwischen Washington und Moskau besprochen wurden. Außerdem wies er Trumps Behauptung, dass US-Hilfen versickert seien, zurück und betonte die gravierenden finanziellen Kosten des Krieges für die Ukraine, die er auf 320 Milliarden US-Dollar schätzte. Darunter seien 120 Milliarden, die von der Ukraine selbst aufgebracht wurden, und 200 Milliarden von den USA und der EU. Trumps Forderung, im Gegenzug für Unterstützung außergewöhnliche Mineralien im Wert von 500 Milliarden Dollar zu erhalten, bezeichnete Selenskyj als „unseriös“, wie dies die Stuttgarter Zeitung berichtet.
Selenskyj forderte zudem effektive Sicherheitsgarantien und hob die Notwendigkeit einer starken Luftabwehr hervor, die ausschließlich von den USA bereitgestellt werden könne. Er sprach sich auch für die Stationierung ausländischer Truppen auf ukrainischem Boden aus und signalisierte die Bereitschaft, über deren Anzahl zu verhandeln.
Aktuelle Umfragen und politische Zukunft
Eine andere Umfrage des Kyjiwer Internationalen Instituts für Soziologie (KIIS) zeigt, dass 57 Prozent der Befragten Anfang Februar 2025 Vertrauen in Selenskyj hatten, mit über 50 Prozent Unterstützung in allen Regionen. Der Leiter von KIIS, Anton Hruschezkyj, weist jedoch auf die unterschiedlichen Kategorien von Vertrauen und Unterstützung hin. Seiner Meinung nach sei die Zustimmung zu Selenskyjs Handeln aufgrund anderer Umfragen höher als das Vertrauen in ihn selbst. Elon Musk stellte die Neutralität der KIIS-Umfrage in Frage, da die Organisation Fördermittel von USAID erhält, was zu weiteren Diskussionen über die Validität der Umfragen führte, wie bpb.de hinweist.
Die Meinungsforschung in der Ukraine während des Krieges ist besonders heikel. Schwankende öffentliche Meinungen sind unvermeidlich, und die Repräsentativität der Umfragen wird infrage gestellt, da ethnische Zugehörigkeit und geografische Faktoren großen Einfluss auf die Ergebnisse ausüben. Viele Ukrainer, die im Ausland leben, scheinen das Interesse an der politischen Lage zu verlieren. Zugleich könnte die aktuelle Entwicklung des Vertrauens in Selenskyj ein kurzfristiger Effekt sein, der stark mit der Wahrnehmung der Außenpolitik korreliert.
Präsidenten-Zustimmung | Prozentsatz |
---|---|
Selenskyj | 65% |
Saluschnyj | 27,2% |
Unentschlossene | 21,6% |
In Anbetracht der aktuellen Situation ist die politische Zukunft Selenskyjs unsicher. Seine reguläre Amtszeit endet im Mai 2024, jedoch könnte das Kriegsrecht eine Durchführung von Wahlen unmöglich machen. Meinungsforscher halten es für wichtig, die internen Dynamiken und die geopolitischen Spannungen zu berücksichtigen, um einen umfassenden Eindruck von der Stimmung der Bürger in der Ukraine zu gewinnen.