Die Europäische Union (EU) intensiviert ihre Handelsbemühungen mit Indien, da sie inmitten eines Handelskonflikts mit den USA nach neuen Partnern sucht. Nach Angaben von Tagesschau ist die EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am 28. Februar 2025 in Neu-Delhi eingetroffen, begleitet von einer Delegation aus Brüssel, um den Weg für ein Freihandelsabkommen zu ebnen. Dieses Abkommen, das seit drei Jahren verhandelt wird, soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.

Seit 30 Jahren pflegt die EU eine strategische Partnerschaft mit Indien. In diesem Kontext betonte von der Leyen die Notwendigkeit, die Zusammenarbeit insbesondere in digitalen Themen und bei der Bereitstellung von Rohstoffen zu intensivieren. Premierminister Narendra Modi seinerseits lobte die strategische Partnerschaft, die auf Vertrauen und gemeinsamen Werten beruht.

Fortschritte in den Verhandlungen

Die Gespräche über das Freihandelsabkommen wurden im Juni 2022 nach einer mehrjährigen Pause wieder aufgenommen. Ziel ist es, bis Ende 2023 eine Einigung zu erzielen, um den Marktzugang für beide Seiten zu verbessern. In diesem Zusammenhang fordert die EU von Indien eine Senkung der Zölle auf Autos, Wein und Spirituosen, während Indien besseren Zugang für preiswertere Medikamente und Chemikalien auf dem EU-Markt anstrebt.

In einem zusätzlichen Bericht des EU-Parlaments wurde die Notwendigkeit unterstrichen, Lösungen für bestehende Marktzugangsprobleme in den Bereichen Fahrzeuge, Landwirtschaft und pharmazeutische Produkte zu finden. Insbesondere wurde darauf hingewiesen, dass ein schneller Abschluss der Gespräche nicht auf Kosten der Qualität der Vereinbarungen erfolgen sollte.

Gemeinsame Herausforderungen und Werte

In Anbetracht globaler Herausforderungen wie den Klimawandel und die geopolitischen Spannungen, besonders im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt, ist eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen der EU und Indien unerlässlich. Beide Regionen teilen als die größten Demokratien der Welt grundlegende Werte und müssen gemeinsam an Lösungen arbeiten, um die Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit zu bewältigen.

Die strategische Partnerschaft, die seit 2004 besteht, erhält durch diese Entwicklungen zusätzlichen Auftrieb. Indien hat sich als eine der najvehtwachsenden Volkswirtschaften herausgestellt, mit einem BIP-Wachstum von etwa 6% vor der COVID-19-Pandemie. Gleichzeitig ist die EU der drittgrößte Handelspartner Indiens und der führende ausländische Investor, während Indien die EU als neuntgrößten Handelspartner bedient.

Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen EU und Indien sind in den letzten Jahren erheblich gewachsen; der Handel stieg von 2009 bis 2019 um 70%. Dennoch entfielen im Jahr 2021 nur weniger als 2,1% des gesamten EU-Warenhandels auf Indien. Etwa 6.000 europäische Unternehmen sind in Indien tätig und schaffen rund 1,7 Millionen direkte Arbeitsplätze sowie etwa fünf Millionen indirekte Arbeitsplätze.

Beide Seiten sind sich auch über die Notwendigkeit im Klaren, Themen wie Menschenrechte, Demokratie und Gleichstellung der Geschlechter zu fördern. In Anbetracht der globalen geopolitischen Herausforderungen wurde jedoch bedauert, dass Indien zögerte, Russlands Aggression gegen die Ukraine klar zu verurteilen. Die Zusammenarbeit zwischen Demokratien in grundlegenden Bereichen wird als entscheidend für die künftige Entwicklung erachtet.