Ukrainischer Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einem aktuellen TV-Interview seine Bereitschaft zu Verhandlungen mit Russland signalisiert. Dabei betonte er, dass solche Gespräche die Ukraine, Russland, die USA und Europa einbeziehen sollten. Es ist jedoch klar, dass Selenskyj und Putin sich als Feinde betrachten, was die Dynamik solcher Gespräche komplex macht. In einem Interview mit dem britischen Journalisten Piers Morgan, der enge Verbindungen zu US-Präsident Donald Trump hat, äußerte Selenskyj, dass Verhandlungen notwendig seien, um Frieden zu bringen und Menschenleben zu schützen. Doch er stellte auch unmissverständlich klar, dass er nicht freundlich zu Putin sein werde und das Gefühl habe, dass Putin ihn ebenfalls als Feind sieht.

US-Präsident Trump setzt sich für ein Ende des Konflikts ein, jedoch bleibt die Verhandlungstaktik seiner Regierung vage. Putin hat seinerseits seine Bereitschaft für Gespräche betont, verweist jedoch darauf, dass Selenskyj ihm Gespräche untersagt habe. Auch Selenskyjs Erlass aus September 2022, der die Unmöglichkeit von Verhandlungen mit Putin feststellt, stellt zwar kein offizielles Verbot dar, unterstreicht aber die bestehenden Spannungen. Der Erlass zielte darauf ab, möglichen Separatismus zu verhindern, da Russland nach unkontrollierten Kommunikationskanälen in die Ukraine suchte.

Vorbedingung für Verhandlungen

Selenskyj macht deutlich, dass die Ukraine alles daran setzt, um ein diplomatisches Ende des Krieges zu erreichen. Eine wichtige Voraussetzung für Verhandlungen ist, dass die Ukraine in einer Position der Stärke ist und sich nicht allein mit Russland konfrontiert sieht. Er äußerte, dass es in der gegenwärtig schwachen Lage der Ukraine unangebracht wäre, Verhandlungen einzuleiten.

Der Militäranalyst Oleksandr Musienko beschrieb zwei mögliche Szenarien für ein Ende des Krieges: Die Kapitulation der Ukraine oder Verhandlungen aus einer starken Position. Musienko fordert zudem Sicherheitsgarantien, möglicherweise in Form eines NATO-Beitritts, um die Ukraine zu stärken. Trotz der schwierigen Lage zeigt eine Umfrage, dass etwa ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung bereit ist, territoriale Zugeständnisse zu machen, was die angespannte Situation innerhalb des Landes widerspiegelt.

Wachsende Besorgnis über westliche Unterstützung

Die anhaltenden Kämpfe haben die ukrainische Bevölkerung stark belastet, und Selenskyj äußerte Bedenken über die Einheit seiner westlichen Verbündeten. Er kritisierte den deutschen Kanzler Olaf Scholz nach einem Telefonat mit Putin, das er als „Büchse der Pandora“ bezeichnete. Diese Äußerungen verdeutlichen die Sorge der ukrainischen Führung, dass Russland Verhandlungen nutzen könnte, um seine internationale Isolation zu beenden. Auch die Frage nach den Sicherheitsgarantien für die Ukraine stellt sich drängend, zumal das Land 1994 seine letzten sowjetischen Nuklearwaffen gegen Zusicherungen aus Moskau, London und Washington abgab.

Die Situation bleibt angespannt, und die Gespräche über eine mögliche Deeskalation sind in einem unsicheren Fahrwasser. Selenskyjs Bereitschaft zu Verhandlungen könnte ein erster Schritt in Richtung Frieden sein, doch die Herausforderungen sind beträchtlich.

Für weitere Informationen zu diesem Thema: Süddeutsche, ZDF, Tagesschau.