Am 6. Februar 2025 ereignete sich ein Amoklauf an einer Schule in Örebro, Schweden, bei dem elf Menschen ihr Leben verloren. Der Vorfall wird als der „schlimmste Massenmord der schwedischen Geschichte“ bezeichnet. Der mutmaßliche Täter, der als 35-jähriger Rickard Andersson bekannt ist, stellt die Behörden vor zahlreiche Fragen, insbesondere bezüglich seines Motivs und seiner Lebensumstände.
Andersson, geboren als Jonas Simon, nahm 2017 den Nachnamen seines Vaters an. Er lebte zurückgezogen und schien sich gut zu verstecken. Offiziellen Angaben der Polizei zufolge ist das Motiv des Täters „nicht ideologisch“. Stattdessen wird vermutet, dass es sich um einen erweiterten Suizid eines psychisch kranken Menschen handelt. Medien berichten, dass Andersson im vergangenen Jahr keine Einnahmen hatte und es unklar bleibt, wie er seinen Lebensunterhalt bestritten hat. Dies ist besonders bemerkenswert, da es in Schweden sehr schwierig ist, anonym zu leben, da jedes Finanztransaktion eine ID erfordert und die Finanzbehörde Vermögen sowie Schulden registriert. Trotz dieser Offenbarungen bleibt vieles im Dunkeln, und Fragen zu den Umständen des Vorfalls sind weiterhin offen.
Ein komplexer Hintergrund
Die schwedische Gesellschaft sieht sich in den letzten Jahren mit einem Anstieg der Bandenkriminalität konfrontiert. Im Jahr 2022 gab es 62 Todesopfer durch Auseinandersetzungen krimineller Banden, was einen Rekord darstellt. Zum Vergleich: In Norwegen und Dänemark starben jeweils vier Menschen, während in Finnland zwei Menschen getötet wurden. Im September 2023 allein kamen elf Menschen ums Leben, was die Mordopfer in Schweden in diesem Jahr auf insgesamt 53 erhöht. Die Mordrate in Stockholm ist 30-mal höher als in London, und die Lage wird als einzigartig in Europa bezeichnet. Laut Schätzungen gibt es etwa 30.000 Gangmitglieder in Schweden.
Die schwedische Regierung unter Ministerpräsident Ulf Kristersson sieht sich mit einer nationalen Krise konfrontiert, insbesondere da die tiefergehenden Ursachen der Gewalt und Kriminalität oft ungelöst bleiben. Die Opposition fordert mehr Investitionen in Prävention und gesellschaftliche Integration, während die Schwedendemokraten Migranten, besonders Muslime, für die zunehmende Gewalt verantwortlich machen. Die Kriminalisierung dringt nicht nur in städtische Gebiete vor, sondern beeinflusst vermehrt auch ländliche Regionen und Kleinstädte, da Banden zunehmend in legale Geschäftsfelder eindringen.
Folgen und Ausblick
Die Situation ist für die schwedische Polizei herausfordernd, da nur jede vierte tödliche Schießerei aufgeklärt wird. Streetworker in besonders betroffenen Stadtteilen wie Gottsunda versuchen, Jugendliche von kriminellen Aktivitäten abzuhalten. Zudem plant die schwedische Regierung die Unterstützung der Polizei durch militärische Einheiten, um die öffentliche Sicherheit zu erhöhen.
Die Tragödie in Örebro, die nicht nur die Schulgemeinschaft erschüttert hat, wirft weitere Fragen auf. Der Amoklauf könnte in einer Reihe von gewaltsamen Vorfällen stehen, die Schweden in den letzten Jahren heimsuchen und die Debatte über Sicherheit, Integration und die Verantwortung der Gesellschaft neu entfachen. Die Gesellschaft ist gefordert, doch die Antworten bleiben bislang uneindeutig.
Für weitere Informationen und Details zu den Hintergründen und den Entwicklungen rund um die Bandenkriminalität in Schweden siehe Compact Online, NÖN sowie Deutschlandfunk.