Wladimir Putin plant, nach Berichten, den Rückzug russischer Streitkräfte aus dem Marinestützpunkt Tartus in Syrien. Der Sturz des ehemaligen Präsidenten Baschar al-Assad hat eine neue politische Situation geschaffen, die eine Militärpräsenz Russlands in Syrien nicht mehr rechtfertigt, insbesondere unter der syrischen Übergangsregierung unter Präsident Ahmed al-Schara, die keine russischen Truppen mehr wünscht. Berichte und Satellitenbilder zeigen einen hastigen Abzug der russischen Flotte aus Tartus, wobei die Zukunft der Militärbasen in Syrien ungewiss bleibt. Russische Staatsmedien berichten zwar von „Garantien“ für die Sicherheit der Stützpunkte, doch Bedenken werden laut, dass Putin seine militärischen Ressourcen nach Libyen verlagern könnte, was insbesondere NATO-Mitgliedsstaaten wie Italien besorgt.
Italienischer Verteidigungsminister Guido Crosetto äußerte in diesem Zusammenhang Bedenken über die mögliche Präsenz russischer Schiffe und U-Boote in der Nähe Italiens. Dies könnte nicht nur die Sicherheit im Mittelmeerraum gefährden, sondern auch die gespaltene politische Situation in Libyen weiter destabilisieren. Potenzielle neue russische Stützpunkte in Libyen könnten in Benghazi und Tobruk liegen, was nur wenige Hundert Kilometer von den Küsten Italiens und Griechenlands entfernt ist.
Russlands Strategie in Libyen
Russland hat in den letzten Jahren bereits in al-Khadim Fuß gefasst und liefert von dort aus Söldner und Waffen zur Unterstützung des libyschen Generals Khalifa Haftar, der sich in Rivalität zur Regierung in Tripolis befindet. Jüngsten Berichten zufolge gibt es Verhandlungen zwischen Russland und Haftar über den Bau einer Marinebasis an der libyschen Küste. Während Russland versucht, seinen Einfluss im Mittelmeerraum aufrechtzuerhalten, sorgt die verstärkte Militärpräsenz in Libyen für Unruhe bei NATO-Vertretern.
Die möglichen Auswirkungen auf die europäische Sicherheit sind nicht zu unterschätzen. Experten befürchten, dass russische Truppen die politische Situation in Libyen destabilisieren könnten, was zu erhöhten Migrationsströmen nach Europa führt. Darüber hinaus könnten Libyens Öl- und Gasressourcen unter den Einfluss Russlands geraten, was die Energiesicherheit in Europa gefährden würde. Berichte geben an, dass Erdgasimporte aus Libyen im Jahr 2023 etwa ein Prozent der gesamten europäischen Erdgasimporte ausmachten.
Russlands Herausforderungen in Libyen
Dennoch gibt es auch Stimmen, die vor einer unbesonnenen Einschätzung warnen. Jalel Harchaoui vom Royal United Services Institute (RUSI) erwähnt, dass Russland bislang keine Kriegsschiffe oder Atom-U-Boote in Libyen stationiert hat. Zudem könnte Putin Schwierigkeiten mit Khalifa Haftar bekommen, der bekannt dafür ist, seine Loyalitäten häufig zu wechseln. Haftar kontrolliert nur die Hälfte des Landes, was die Pläne Russlands zur Stabilisierung seiner Präsenz in Libyen komplizieren könnte.
Der Abzug aus Syrien hat Putin selbst als unbedeutend eingestuft, jedoch könnte dieser Schritt Russlands Ambitionen in Afrika schädigen. Auch könnten afrikanische Regierungen nun an der Fähigkeit Russlands zweifeln, ihre Sicherheit zu gewährleisten, was die geopolitische Landschaft weiter beeinflussen könnte. Insgesamt bleibt Russlands künftige Rolle in Libyen und der Region kritisch und weiterhin ungewiss, während die Welt gespannt darauf schaut, wie sich die Situation entwickeln wird.
Für weitere Informationen zu den aktuellen Entwicklungen lohnt sich ein Blick auf die Artikel von Ruhr24, ADF Magazine und t-online.