Vorfall | Sonstiges |
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Ort | Warsaw, Poland |
Warszawa, Polen – In einem mutigen Akt der Kunst und des Protests hat der polnische Maler und Performancekünstler Igor Dobrowolski die Aufmerksamkeit auf die grausamen Misshandlungen gelenkt, die Palästinenser durch israelische Soldaten erleiden. Im März trat er in einem lila Overall auf, mit einem gelben Sack über dem Kopf, und inszenierte eine erschütternde Performance, die die Zuschauer zum Nachdenken anregt.
In einem auf Instagram veröffentlichten Video sieht man ihn kniend auf einem Betonboden, seine Hände mit Kabelbindern gefesselt. Neben ihm steht eine Person in khakigrün, die die Rolle eines israelischen Soldaten spielt und einen Stock mit lachenden Emojis hochhält – eine bittere Anspielung auf die Berichte, dass viele Soldaten potenzielle Kriegsverbrechen live in sozialen Medien streamen.
Ein Schock für die Sinne
Dobrowolski zeigt in seiner Performance, wie er aus Angst uriniert – eine grausame Nachahmung der Demütigungen, die palästinensische Gefangene erleiden müssen. „Oh nein, was ist passiert? Er hat sich eingenässt“, ist ein spöttischer Kommentar, der über die Performance hallt. Diese Worte verdeutlichen die Absurdität und Grausamkeit der Situation, die Dobrowolski in seiner Kunst thematisiert.
„Wenn man Filme über den Holocaust im Fernsehen sieht, sind sie sehr ernst, die Täter werden als emotionslos dargestellt. Doch der Genozid, der heute stattfindet, scheint den Tätern sehr lustig zu sein“, erklärt Dobrowolski. Er hat sich entschieden, inmitten all dieser Grausamkeiten zu knien und damit ein starkes Zeichen zu setzen.
In einem Land, das noch immer mit den Erinnerungen an den Holocaust kämpft, ist es eine gewaltige Herausforderung, Kritik an Israel zu üben. „In Polen ist es unvorstellbar, irgendetwas mit dem Holocaust zu vergleichen, und solche Vergleiche klingen kontrovers“, sagt Ewa Gorska, eine Doktorandin der Rechtssoziologie mit Fokus auf den Nahen Osten.
Ein Tabu brechen
Die polnische Gesellschaft hat eine komplexe Beziehung zu ihrer Geschichte und den Holocaust-Opfern. Über drei Millionen Juden wurden während der nationalsozialistischen Besatzung Polens ermordet, und die Erinnerungen daran sind tief im kollektiven Bewusstsein verankert. Kritische Stimmen zu Israel sind daher oft tabuisiert.
Doch die jüngere Generation, die sich für die palästinensische Sache einsetzt, zeigt eine andere Sensibilität. Studenten haben Universitätsgebäude in Warschau und Krakau besetzt und fordern mehr Diskussion über die Situation in Gaza. „Diese Menschen kümmern sich um ihre Sprache und Inklusivität. Es gibt keinen Platz für Rassismus oder Antisemitismus“, betont Gorska.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Seit dem 7. Oktober 2023 wurden in Gaza mindestens 43.922 Palästinenser getötet und 103.898 verletzt. Diese erschreckenden Statistiken sind der Hintergrund für Dobrowolskis eindringliche Kunst, die den Schrecken des Krieges und die Not der Zivilbevölkerung in den Vordergrund rückt.
„Wenn ich schweigen würde, könnte ich mir nicht mehr ins Gesicht sehen“, sagt Dobrowolski und verweist auf die Herausforderungen, die seine Kunst mit sich bringt. Er hat Banner mit den Worten „Ist ‚nie wieder‘ für alle?“ vor den Toren von Auschwitz-Birkenau hochgehalten und damit viele empört.
Seine Arbeiten erregen sowohl Bewunderung als auch Kritik. „Einige Galerien und Kunstsammler haben kommentiert, dass ich ein Antisemit bin“, berichtet er. „Ich weiß, dass es meiner Karriere schaden kann, aber ich mache keine Ausreden.“
In einer Zeit, in der die Welt auf die Geschehnisse in Gaza blickt, ist Dobrowolski ein Lichtblick für viele, die für Gerechtigkeit und Menschlichkeit eintreten. Seine Kunst ist ein Aufruf zum Handeln und ein eindringliches Zeugnis für die Leiden der Palästinenser.
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