Das schwedische Start-up Northvolt verfolgt ambitionierte Pläne, um Europa in der Batterieherstellung unabhängiger von Asien zu machen. Das Unternehmen hat über 15 Milliarden Dollar an Investorengeldern gesammelt, um die „grünste“ E-Auto-Batterie der Welt zu entwickeln. Damit im Hintergrund gesammelte Informationen bestätigen, arbeitet Northvolt auch an einer neuen Gigafabrik in Deutschland, die als entscheidender Schritt in dieser Strategie gilt.

Für die Giga-Factory in Heide wurden mehr als 1,3 Milliarden Euro staatliche Förderung zugesagt, wovon 600 Millionen Euro als Kredit von der KfW bereitgestellt werden. Diese Fabrik soll Teil der Produktionskapazitätserweiterung von Northvolt sein, mit dem Ziel, die jährliche Produktionskapazität auf über 170 GWh zu erhöhen. In der Fabrik wird eine jährliche Produktionskapazität von 60 GWh angestrebt, die genügend Batterien für etwa eine Million Elektrofahrzeuge liefern kann. Die ersten Batterien der neuen Anlage „Northvolt Drei“ sollen Ende 2025 vom Band laufen.

Herausforderungen und Rückschläge

Ein Recherche-Team des schwedischen Fernsehens hat untersucht, wie nah Northvolt seinem eigenen Versprechen ist. Dabei wurde festgestellt, dass bisher keine fahrbereiten Lkw mit Northvolt-Batterien vorgezeigt werden konnten. Der einzige Kunde, der Northvolt-Batterien in seinen Fahrzeugen verbaut, ist Scania, doch auch dieses Unternehmen wollte keinen Lkw präsentieren. Ein weiterer Käufer von zwei Elektro-Lkw berichtete, dass keine Lkw mit Northvolt-Batterien gezeigt werden konnten. Diese Probleme verdeutlichen, dass im Werk in Skellefteå insbesondere Schrott produziert wurde, anstatt das benötigte Kathodenaktivmaterial.

Die Schwierigkeiten in der Produktion wurden so gravierend, dass Northvolt im Oktober 2024 das vorläufige Aus für die Produktion in der Fabrik „Upstream 1“ ankündigen musste. Infolge der operativen und finanziellen Probleme wurden Mitarbeiter entlassen oder in andere Bereiche versetzt, während die Hallen gereinigt wurden. Zudem bezieht Northvolt bis heute Kathodenaktivmaterial vornehmlich von externen Partnern, und zwar hauptsächlich aus China. Dies hat zur Folge, dass der CO2-Abdruck jeder Batterie um zehn Kilogramm pro Kilowattstunde steigt, was die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens in Frage stellt.

Recycling und Nachhaltigkeit

Northvolt plant eine umfassende Strategie zur Nutzung von recycelten Materialien. Bis 2030 soll 50 % der Rohmaterialien aus recycelten Batteriemetallen stammen. Dies wird nicht nur durch die Batterieproduktion realisiert, sondern auch durch ein Recyclingwerk, das vor Ort angestrebt wird, um die Wiederverwendung von Produktionsnebenprodukten zu gewährleisten. Insgesamt hat Northvolt Verträge in Höhe von über 50 Milliarden US-Dollar mit wichtigen Automobilherstellern wie BMW, Volkswagen und Volvo Cars gesichert.

In Europa wird die Recyclingfähigkeit von Lithium-Ionen-Batterien zunehmend wichtiger. Laut aktuellen Daten werden Recyclingstandorte in „Spokes“ und „Hubs“ unterteilt, wobei Spokes für die Vorbehandlung und Hubs für die eigentliche Rückgewinnung zuständig sind. Die Recyclingkapazitäten in Europa sollen bis 2026 auf 330.000 Tonnen pro Jahr steigen, wobei die Kapazitäten der Hubs derzeit bei etwa 350.000 Tonnen pro Jahr liegen. Diese Entwicklungen zeigen, dass die europäische Industrie stark auf die Rückgewinnung von Wertstoffen wie Lithium, Nickel und Kobalt setzt, um die Nachfrage zu decken und nachhaltige Herstellungsverfahren zu fördern.

Abschließend stellt sich die Frage, ob Northvolt seine ambitionierten Pläne verwirklichen kann. Die Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter, die Kaufkraft von Rohstoffen und die Implementierung effektiver Recyclingverfahren sind entscheidend, um die gesteckten Ziele zu erreichen.

Die Herausforderungen sind groß, aber die Unterstützung von Investoren und staatlicher Seite könnte Northvolt den Weg ebnen, um im Bereich der nachhaltigen Batteriefertigung eine führende Rolle in Europa zu übernehmen. Angepasste Geschäftsstrategien und innovative Technologien werden nötig sein, um die bestehende Lücke zwischen Planung und tatsächlicher Umsetzung zu schließen.

Für weitere Informationen über die Pläne von Northvolt besuchen Sie bitte Tagesschau, Northvolt und Fraunhofer ISI.