Shaban war 1998 nur 19 Jahre alt, als serbische Truppen in Zentralkosovo einfielen und ihn zusammen mit rund 200 anderen Männern verhafteten. Während der Verhaftung und anschließenden Verhören wurde er misshandelt und schließlich vergewaltigt. Diese traumatische Erfahrung veränderte sein Leben für immer. Obwohl die NATO 1999 intervenierte und die Serben aufgeben mussten, wurde Shaban fälschlicherweise des Terrorismus beschuldigt und blieb bis 2001 im Gefängnis.
Über die Vergewaltigung von Männern im Krieg wird selten gesprochen, obwohl sie genauso stigmatisiert sind wie weibliche Opfer. Die Psychologin Selvie Izeti betont, dass vergewaltigte Männer Schwierigkeiten haben, ihre Leiden geheim zu halten und Zugang zu angemessenen Rehabilitationsdiensten zu erhalten. Trotzdem haben nur wenige Opfer in Kosovo sich beim Rehabilitationszentrum gemeldet.
Shaban entschied sich endlich, seine Geschichte zu offenbaren und sprach vor einer Kommission, die die Vergewaltigung während des Kosovo-Krieges anerkannte. Die Folgen der Vergewaltigung sind für ihn massive psychische Qualen, die tägliche Angst und Medikation erfordern. Trotz der Anerkennung von 89 männlichen Opfern durch die Regierungskommission wird angenommen, dass die Dunkelziffer viel höher liegt, möglicherweise bei über 1000 vergewaltigten Männern.
Die meisten Opfer von sexueller Gewalt im Kosovo-Krieg halten ihr Leiden aus Scham und Angst vor Stigmatisierung geheim. Für Shaban und viele andere ist die Geheimhaltung wichtiger als mögliche Entschädigungen. Sie sehnen sich nach Vertraulichkeit und Behandlung, um mit ihren traumatischen Erfahrungen umzugehen. Die Angst vor Entdeckung und gesellschaftlicher Ablehnung hält viele Opfer davon ab, ihr Schweigen zu brechen.