Im Ostkongo hat die M23-Miliz heute eine einseitige Waffenruhe in Goma verkündet, die aus humanitären Gründen in Kraft trat. Dies geschah nachdem die Gruppe, die von Ruanda unterstützt wird, große Teile der Stadt erobert hatte, darunter auch den Flughafen. Berichten zufolge kontrolliert die M23 nun einen Großteil Gomas, während die Regierungstruppen noch einige Gebiete halten können. Die Situation bleibt jedoch angespannt, da in den letzten Tagen Hunderte von Menschen getötet wurden und Tausende fliehen mussten, um sich in Sicherheit zu bringen. Die Gewalt hat die ohnehin schon prekäre Lage in der Region Nord-Kivu weiter verschärft, die seit Jahren von Konflikten betroffen ist, und könnte erneut große Fluchtbewegungen auslösen.

Die ersten Berichte von den Vereinten Nationen sprechen von mindestens 700 Toten in nur wenigen Tagen. Der UN-Sprecher Stephane Dujarric warnte vor einem möglichen Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung in Goma und der Umgebung. Beobachter schätzen, dass bis zu 4.000 rwandische Soldaten die M23 unterstützen, was die Lage weiter kompliziert. Ruanda wendet sich gegen die kongolesische Regierung und wirft ihr vor, Milizen zu dulden, die eine Bedrohung für Ruanda darstellen. Die M23, die 2012 gegründet wurde und sich für die Rechte der Tutsi-Ethnie einsetzt, zählt etwa 8.000 Kämpfer unter ihren Reihen und verfolgt das Ziel, eine Verwaltung in Goma einzurichten, um möglichst bald eine Rückkehr der Vertriebenen zu ermöglichen.

Sicherheitslage und humanitäre Krise

Die Sicherheitslage in Goma hat sich derart verschlechtert, dass viele Schulen geschlossen wurden und zahlreiche Gebäude beschädigt oder zerstört sind. Krankenhäuser sind überlastet, und es herrscht akuter Mangel an Medikamenten und medizinischem Equipment. Bischof Willy Ngumbi Ngengele stellt die Situation als prekär dar. Etwa eine Million Binnenvertriebene leben unter extrem schlechten Bedingungen in der Stadt, und Flüchtlingslager in der Region sind geschlossen, was viele dazu zwingt, in ihren unsicheren Unterkünften zu verbleiben.

Die internationalen Reaktionen auf den Konflikt lassen nicht nach. Westliche Länder wie Großbritannien, Frankreich und die USA verurteilen Rwandas militärische Intervention. Der UN-Sicherheitsrat hat sich in selten gewordener Einigkeit gegen die Invasion in Goma ausgesprochen. Ein weiterer besorgniserregender Aspekt ist die Absicht der SPD, die Entwicklungshilfe für den Kongo aufgrund des Konflikts einzufrieren.

Versöhnungsplan und politische Bemühungen

Um die Eskalation des Konflikts zu mildern, haben die katholische Bischofskonferenz (CENCO) und die protestantische „Église du Christ au Congo“ (ECC) einen Versöhnungsplan entwickelt. Dieser Plan wurde Präsident Félix Tshisekedi vorgestellt und könnte ein entscheidender Schritt zur Stabilität in der Region sein. Währenddessen ist der Kongolesische Präsident derzeit nicht in der Lage, an den bevorstehenden Diskussionen der Ostafrikanischen Gemeinschaft über den Konflikt teilzunehmen, was die politische Lage zusätzlich kompliziert.

Pope Francis hat ebenfalls dazu aufgerufen, die Feindseligkeiten zu beenden und zivile Menschen zu schützen, indem er für eine friedliche Lösung plädiert. Der Konflikt in Goma stellt nicht nur eine humanitäre Krise dar, sondern könnte auch die gesamte Region destabilisieren und in einen noch größeren regionalen Krieg ausarten, wenn nicht schnell gehandelt wird.