Die Notre-Dame de Paris, ein ikonisches Wahrzeichen von kultureller und historischer Bedeutung, wird durch eine neuartige Verlosung von Original-Kalksteinen aus den Überresten der Kathedrale zusätzlich ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Am 4. März 2025 startete die Fondation du Patrimoine ein Gewinnspiel, bei dem 50 Steine aus den Trümmern des im April 2019 betroffenen Bauwerks verlost werden. Diese Steine, jeder wiegt fast 800 Gramm und misst etwa 7 cm in der Seitenlänge, sind mit einer Messingplatte versehen, die die Silhouette der Hauptfassade der Kathedrale trägt. Die Teilnehmenden können sich mit einer Mindestspende von 40 Euro bis zum 4. April auf der Website der Fondation du Patrimoine anmelden, um Teil der Verlosung zu werden, was am 15. April, dem sechsten Jahrestag des Brandes, gezogen wird.
Die gesammelten Gelder sollten der Finanzierung des religiösen Erbes in Frankreich zugutekommen. Insgesamt haben bis dato über 840 Millionen Euro an Spendengeldern für den Wiederaufbau der Notre-Dame mobilisiert werden können, wobei die Fondation du Patrimoine als Hauptfinanzier mit 228 Millionen Euro von fast 236.000 Spendern maßgeblich zur Restaurierung beigetragen hat. Experten betrachten die aktuelle Spendenaktion als wichtigen Schritt zur Erhaltung des kulturellen Erbes, denn von rund 50.000 identifizierten Kultstätten in Frankreich stehen etwa 5.000 in einem sehr schlechten Zustand.
Besonderheiten der Verlosung
Die Veranstaltung gibt nicht nur die Möglichkeit, ein Stück Geschichte zu gewinnen, sondern stellt auch strenge Bedingungen für die Gewinner auf: Der Handel, das Verschenken oder der Verkauf der Steine ist ausdrücklich verboten. Diese Maßnahme soll sicherstellen, dass die Steine als Sammlerstücke und nicht als Handelswaren betrachtet werden. Bei der Verlosung können nur volljährige Personen teilnehmen, die zuvor das Teilnahmeformular auf der Website der Stiftung ausgefüllt haben.
Die Resonanz zeigt sich auch in der Besucherzahl auf dem Gelände der renovierten Kathedrale, wo täglich fast 30.000 Menschen die historische Stätte besuchen. Die Schönheit und das kulturelle Erbe von Notre-Dame ziehen nach wie vor ein breites Publikum an, auch nach dem verheerenden Brand, der nicht nur die Struktur, sondern auch das kollektive Gedächtnis berührt hat.
Hintergrund zur Restaurierung
Die Restaurierung von Notre-Dame ist ein komplexer Prozess, der nicht nur die physische Wiederherstellung der Struktur umfasst, sondern auch ethische Fragen bezüglich der Authentizität des restaurierten Kulturerbes aufwirft. Prof. Toshiyuki Kono, ehemaliger Präsident des International Council on Monuments and Sites (ICOMOS), stellte in einem Vortrag an der Bayerischen Akademie der Schönen Künste die Herausforderungen und Überlegungen vor, die mit der Wiederherstellung eines solchen Kulturerbes im Post-Trauma-Kontext verbunden sind. Dabei beleuchtet er auch, wie vergangene Erfahrungen mit Naturkatastrophen in Japan wichtige Einblicke in die Erhaltung und Restaurierung solcher Monumente bieten können.
Die Restaurierung wird neben der Rekonstruktion der physischen Strukturen auch als Chance betrachtet, immaterielles Kulturerbe zu bewahren, wie etwa tradierte Handwerkskünste. Experten äußern Bedenken, dass der Zeitrahmen von fünf Jahren für die Sanierung aufgrund des Mangels an qualifizierten Steinmetzen ambitioniert erscheint und eine sorgfältige Planung erfordert.