Boris Herrmann, der 43-jährige Skipper der Malizia – Seaexplorer, hat während der prestigeträchtigen Vendée Globe erneut mit einem Rückschlag zu kämpfen. In den frühen Morgenstunden des 16. Januar meldete Herrmann einen schweren Schaden am Backbord-Foil seiner Jacht, der durch eine Kollision mit einem unbekannten Objekt oder möglicherweise einem Tier im Nordatlantik verursacht wurde. Zum Zeitpunkt des Vorfalls befand sich Herrmann etwa 900 Seemeilen vor der Nordostküste Brasiliens und segelte mit einer Geschwindigkeit von 13,7 Knoten.
Obwohl die Kollision um 3:31 Uhr deutscher Zeit stattfand, blieb Herrmann unverletzt und stellte keine weiteren offensichtlichen Schäden am Boot fest. „Aufgeben ist keine Option“, erklärte Herrmann und zeigte sich entschlossen, trotz der Herausforderungen weiterzumachen. Der Schaden am Boot ist als „irreparabel“ eingestuft, dennoch plant er, seinen Kurs zum etwa 2750 Seemeilen entfernten Zielhafen Les Sables-d’Olonne fortzusetzen.
Reparaturen und Herausforderungen
Die Reparatur des beschädigten Foils war aufwendig und dauerte über drei Stunden. Herrmanns Team prüft Optionen, um das Foil einzuziehen, wobei bekannt ist, dass das Backbord-Foil nur zu 80 Prozent eingefahren werden kann, was eine Stabilisierung mit Leinen erforderte. Sollte das Einziehen nicht möglich sein, könnte Herrmann gezwungen sein, das Foil vom Boot zu schneiden. Trotz dieser Schwierigkeiten zeigt sich der Segler optimistisch und schätzt, dass er mit einer maximalen Geschwindigkeit von 12 bis 13 Knoten weitersegeln kann.
Aktuell belegt Herrmann den zehnten Platz im Rennen und hat noch mehr als 5000 Kilometer bis zum Ziel vor sich. Dies ist besonders bemerkenswert, da die Vendée Globe als größte Solo-Segelregatta der Welt gilt und einmal alle vier Jahre stattfindet. Sie führt nonstop um den Globus, hat eine Strecke von 45.000 Kilometern (24.300 Seemeilen) und die meisten Teilnehmer nutzen Yachten der Imoca-Klasse. In dieser Ausgabe nehmen insgesamt 40 Yachten teil, was einen Rekord darstellt.
Ein Blick auf die Vendée Globe
Die Vendée Globe, die auf das „Golden Globe Race“ von 1968 zurückgeht, startete am 10. November in Les Sables d’Olonne, Frankreich. Die erste Regatta fand 1989 mit nur 13 Teilnehmern statt, von denen nur sieben das Ziel erreichten. Boris Herrmann nimmt zum zweiten Mal teil; in der vergangenen Regatta 2020/21 wurde er der erste deutsche Teilnehmer und erreichte den fünften Platz. Charlie Dalin aus Frankreich hat in der aktuellen Regatta bereits als Erster das Ziel erreicht, nachdem er in 64 Tagen, 19 Stunden und 22 Minuten angekommen ist.
Die sportlichen Herausforderungen sind enorm und spiegeln sich in den Qualifikationsbedingungen wider, die in dieser Ausgabe verschärft wurden. Insgesamt haben 42 Segler die Qualifikationen bestanden, von denen 40 ausgewählt wurden, um in diesem hochkarätigen Rennen um die Wette zu segeln. Herrmann gilt mit seinen Erfolgen in Transatlantik-Regatten als Favorit.
Mit der aktuellen Situation ist es klar, dass jede Herausforderung, die sich Herrmann auf dem Wasser stellt, nicht nur seine Fähigkeiten als Segler, sondern auch seine Entschlossenheit und Durchhaltevermögen auf die Probe stellt, während er sich weiterhin dem Ziel der Vendée Globe nähert.