Heute kam es zu mehreren Erdbeben rund um Neapel in Süditalien, wobei das stärkste Beben mit einer Magnitude von 3,1 um 9.00 Uhr in den Phlegräischen Feldern registriert wurde. Erste Berichte deuten darauf hin, dass es keine Verletzten oder größeren Sachschäden gegeben hat, doch die Erdbeben waren deutlich spürbar, was mehrere Schulen dazu veranlasste, den Unterricht sicherheitshalber zu unterbrechen. Die Gegend um die Phlegräischen Felder gilt als Europas größter aktiver Supervulkan und ist bekannt für ihre hohe vulkanische Aktivität. Laut ksta.de wird das Gebiet seit geraumer Zeit von zahlreichen kleineren sowie teils starken Erdbeben heimgesucht.

Besonders alarmierend sind die Ereignisse aus dem Mai 2024, als die heftigsten Erdbeben seit 40 Jahren auftraten. Das stärkste Beben erreichte dabei eine Stärke von 4,4. Die Alarmstufe Gelb gilt seit mehr als einem Jahrzehnt für das Gebiet, die zur Vorsicht aufruft. In Reaktion auf die Erdbeben im Mai hat die Regierung in Rom neue Maßnahmen und Pläne für mögliche Evakuierungen angekündigt, die einen besseren Schutz von Gebäuden gegen Erdbeben beinhalten.

Anzeichen für vulkanische Aktivität

Die Phlegräischen Felder zeigen Anzeichen für eine erhöhte vulkanische Aktivität. Eine aktuelle Studie, die von Forschern des University College London und des italienischen Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia durchgeführt wurde, deutet auf ein erhöhtes Risiko eines Ausbruchs hin. Der Druck unter den Campi Flegrei steigt seit 2005, wobei der Boden sich in der Stadt Pozzuoli um mehr als einen Meter angehoben hat und derzeit monatlich um etwa 1,5 cm wächst. Diese Entwicklung schürt Sorgen, insbesondere unter den ungefähr 500.000 Menschen, die in der als „rote Zone“ bezeichneten gefährdeten Region leben und bei einer Alarmmeldung innerhalb von 72 Stunden evakuiert werden müssten. Kritiker wie Giuseppe De Natale, Forschungsleiter am INGV, sind jedoch der Meinung, dass das Gestein über der Magmakammer widerstandsfähiger ist als in der Studie angenommen.

Erdbeben und Supervulkan

Die Erdbebenhäufigkeit hat in den letzten Monaten stark zugenommen. Im März 2023 wurden 612 Erdbeben registriert, gefolgt von 675 im April und 661 im Mai – alles Höchstwerte seit den 1980er Jahren. Das stärkste Beben der letzten 40 Jahre fand am 11. Juni 2023 statt und hatte eine Stärke von 3,6. Historisch betrachtet gab es letzte große Eruptionen des Supervulkans vor 15.000 Jahren, bei denen die Caldera entstand. Experten halten derzeit ein Szenario für unwahrscheinlich, bei dem sich Magma nahe der Oberfläche befindet.

Ein potenzieller Ausbruch des Supervulkans Campi Flegrei hätte verheerende Folgen für die Metropolregion Neapel und könnte sogar Europa und den Rest der Welt betreffen. Schätzungen zufolge könnte eine Eruption zehnmal stärker sein als der Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr., der Pompeji zerstörte. Eine solche Supereruption der Stärke VEI 7 würde die Metropolregion Neapel komplett verwüsten, während eine Eruption vom Typ VEI 8 katastrophale Auswirkungen auf die europäische Landwirtschaft und das Klima nach sich ziehen könnte. Derzeit halten jedoch die meisten Wissenschaftler ein derart drastisches Szenario für unwahrscheinlich. Dennoch wird ein kleinerer Ausbruch, wie er bereits 1538 bei der Entstehung des Monte Nuovo beobachtet wurde, als wahrscheinlicher angesehen, wobei größere Auswirkungen auf Europa ausgeschlossen werden.

Zusammenfassend bleibt die Situation um den Supervulkan und die Erdbebenaktivität in den Phlegräischen Feldern angespannt. Während die Warnstufe bei Gelb bleibt und keine unmittelbare Gefahr von Experten gemeldet wird, könnte selbst ein kleiner Ausbruch erhebliche Folgen nach sich ziehen. Die Entwicklungen erfordern fortlaufende Beobachtungen und nötige Vorsichtsmaßnahmen, um die Sicherheit der Anwohner zu gewährleisten.