Vorfall | Menschenhandel |
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Ort | Belgien, Demokratische Republik Kongo |
Verletzte | 5 |
Sachschaden in € | 250000 |
Belgien muss sich seiner dunklen Vergangenheit stellen: Ein Gericht hat das Land für die Entführung von Kindern verurteilt!
In einem bahnbrechenden Urteil hat ein Gericht in Brüssel Belgien dazu verurteilt, Millionen Dollar an Entschädigung an fünf Frauen zu zahlen, die als Kinder aus dem belgischen Kongo entführt wurden. Diese schockierende Entscheidung markiert einen Wendepunkt in der Aufarbeitung der kolonialen Vergehen, die als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ eingestuft wurden.
Die Frauen, die als „Métis“ bekannt sind, wurden zwischen 1948 und 1961 aus ihren Familien gerissen, weil sie gemischter Herkunft waren. Die belgischen Behörden fürchteten, dass diese Kinder die rassistische Ideologie, die die Kolonialherrschaft rechtfertigte, in Frage stellen könnten. „Ihre bloße Existenz erschütterte die Grundlagen dieser rassistischen Theorie“, erklärt die Historikerin Delphine Lauwers.
Ein historisches Urteil
Nach jahrelangem Rechtsstreit erhielten die fünf Frauen, darunter Monique Bitu Bingi (71), endlich Gerechtigkeit. „Ich bin sehr glücklich, dass uns endlich Gerechtigkeit zuteilwurde“, sagte Bitu Bingi gegenüber Al Jazeera. Das Gericht befand, dass der belgische Staat für den moralischen Schaden verantwortlich ist, der durch den Verlust der Verbindung zu den Müttern und die Zerschlagung ihrer Identität entstanden ist. Insgesamt werden die Frauen 250.000 Euro (267.000 Dollar) erhalten.
Die Entführungen geschahen im Rahmen einer systematischen Diskriminierung. Die Kinder wurden als „Sünderkinder“ bezeichnet und in Waisenhäuser oder Missionen geschickt, oft ohne die Zustimmung ihrer Mütter. Die katholischen Missionen spielten eine zentrale Rolle in diesen grausamen Praktiken, die auf einem kolonialen Gesetz basierten, das die Unterbringung von gemischtrassigen Kindern in staatlichen oder religiösen Institutionen erlaubte.
Die dunkle Geschichte der Entführungen
Die Entführungen fanden in einer Zeit statt, als Belgien die Kontrolle über den Kongo hatte, nach der brutalen Herrschaft von König Leopold II., die Millionen von Congolesen das Leben kostete. Die belgischen Behörden sahen in den gemischtrassigen Kindern eine Bedrohung für ihre rassistische Agenda und rechtfertigten die Entführungen als notwendig für die „Reinheit“ der belgischen Gesellschaft.
Die Frauen, die als Schwestern zusammen aufwuchsen, erlebten in den Missionen eine grausame Kindheit. „Als uns diese Art von Liebe genommen wurde, tragen wir diese Narben für den Rest unseres Lebens“, sagte Bitu Bingi. Die Erinnerungen an den Verlust und die Entbehrungen verfolgen sie bis heute.
Obwohl das belgische Parlament 2018 eine Resolution verabschiedete, die die gezielte Segregation und Entführung gemischtrassiger Kinder anerkennt, blieb eine umfassende Entschuldigung aus. Der damalige Premierminister Charles Michel entschuldigte sich zwar, vermied jedoch, die Entführungen als Verbrechen zu benennen, was möglicherweise zu Reparationsforderungen führen könnte.
Die Frauen, die gegen Belgien klagten, forderten nicht nur Entschädigung, sondern auch die Offenlegung von Dokumenten, die ihre Herkunft betreffen. Diese Klage war die erste ihrer Art und könnte weitreichende Folgen für andere europäische Staaten haben, die ähnliche Vergehen während ihrer Kolonialzeit begangen haben.
Das Urteil des Berufungsgerichts könnte dazu führen, dass weitere betroffene Métis Gerechtigkeit suchen. „Wir sind extrem glücklich über das Urteil“, sagte Nicolas Angelet, einer der Anwälte der Frauen. „Aber es ist noch nicht ganz vorbei, da Belgien möglicherweise vor den Obersten Gerichtshof ziehen könnte.“
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