Ein neuer Elf-Minuten-Film, der die Umsiedlung des Dorfes Manheim dokumentiert, gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit. Die Filmemacher Lukas Hässner (24) aus Dürrhennersdorf und Paul Rasch (22) aus Zittau zeigen in ihrem Werk sowohl das verlassene Alt-Dorf als auch das neu errichtete Dorf, das nach der Umsiedlung bezogen wurde. Die Entwicklung des Films erfolgte im Sommer 2023 und ist auf YouTube unter dem Stichwort „Paul TV Zittau“ zu finden. Der Film illustriert beeindruckend die Veränderungen, die mit der Umsiedlung einhergehen.

Die Umsiedlung des Kerpener Stadtteils Manheim, die aufgrund des Tagebaus Hambach notwendig wurde, begann bereits 2012 und ist größtenteils abgeschlossen. Rund 700 Kilometer von der Lausitz entfernt, befindet sich Manheim im rheinischen Braunkohlerevier, wo der Abbau seit 1978 von der RWE Power AG betrieben wird. Im Jahr 2022 wurden im Mitteldeutschen Braunkohlerevier rund 17 Millionen Tonnen und im Lausitzer Revier etwa 49 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert.

Details zur Umsiedlung

Die Ortslage Manheim wurde ab 2022 für den Tagebau in Anspruch genommen. Zuvor lebten zwischen 2016 und 2018 bis zu 400 Flüchtlinge in Manheim, jedoch wohnen dort heute nur noch rund 20 Familien. Die Verbindlichkeitserklärung des Tagebaus Hambach, die das Schicksal von Manheim beeinflusste, stammt aus dem Jahr 1977. Bei einer Abstimmung 2007 entschieden sich die Bürger mit über 80 Prozent für den Standort am Dickbusch als neuen Ort für Manheim.

Von den ursprünglich rund 1.500 Einwohnern der alten Siedlung haben voraussichtlich 70 Prozent ihren Platz in der neuen Siedlung „Neu-Manheim“ gefunden. Diese ist mittlerweile gebaut und gut erschlossen. Bekannte Persönlichkeiten aus Manheim sind die ehemaligen Formel-1-Rennfahrer Michael und Ralf Schumacher, die dort aufwuchsen. Ihre Kindheit absolvierte sie auf der Kartbahn „Erftlandring“, die in der Nähe von Manheim liegt.

Ökologische und soziale Aspekte des Tagebaus

Der Tagebau Hambach ist mit 85 km² die größte Braunkohlegrube in Europa und hat eine erheblichen Einfluss auf die Umgebung und die Lebensqualität der dort lebenden Menschen. Er fördert jährlich etwa 60 Millionen Tonnen Braunkohle und wird bis 2030 eingestellt. Der Betrieb hat zur Folge, dass über 40.000 Menschen seit den 1950er Jahren im Rheinland umgesiedelt wurden, darunter auch die Dörfer Manheim und Morschenich. Diese Maßnahmen haben sowohl ökologische als auch soziale Auswirkungen.

Ein signifikantes Problem ist die Absenkung des Grundwassers in einem Radius von bis zu 20 km, die durch permanente Wasserhebungen verursacht wird. Im Jahr 2021 wurden dabei 296 Millionen Kubikmeter Wasser abgehoben, was die Wasserversorgung in der Region erheblich beeinträchtigen kann. Hinzu kommt, dass die Braunkohle 2023 zu etwa 77,5 TWh der Stromproduktion in Deutschland beiträgt und für 50 Prozent der CO2-Emissionen der deutschen Stromproduktion verantwortlich ist.

Die Filmemacher Hässner und Rasch haben mit ihrem Projekt nicht nur die historischen und aktuellen Aspekte der Umsiedlung eingefangen, sondern auch die verschiedenen Perspektiven der Bewohner, die unwiderruflich durch den Braunkohleabbau betroffen sind. Ihr Film gibt somit einen tiefen Einblick in die komplexe Thematik des Braunkohleabbaus und dessen sozialen Implikationen.

Für weitere Informationen über die Umsiedlung und den Tagebau Hambach besuchen Sie die Artikel von Sächsische, RWE und Geohilfe.