Der russische Tanker „Eventin“ befindet sich seit Sonntag im Stadthafen von Sassnitz auf der Insel Rügen, nachdem er zuvor führerlos in der Ostsee trieb. Das 274 Meter lange Schiff hat rund 100.000 Tonnen Öl an Bord und war in der vergangenen Woche in einen Havariefall verwickelt. Die Hauptmaschine des Tankers läuft zwar wieder, jedoch haben deutsche Behörden das Auslaufen des Schiffs vorerst untersagt. Der Kapitän hat um Erlaubnis zum Auslaufen gebeten, jedoch sind technische und zollamtliche Untersuchungen im Gange.

Der Zoll prüft die Herkunft des geladenen Öls, um mögliche Verstöße gegen das seit einem Jahr bestehende EU-Embargo gegen russisches Öl zu überprüfen. Die EU hat am 5. Dezember 2022 alle Öllieferungen über den Seeweg aus Russland gestoppt, um den Handel mit russischem Öl einzuschränken und die russische Wirtschaft zu belasten. Derzeit ist ungewiss, wie lange die Untersuchungen dauern werden. Eine Besichtigung durch die Klassifikationsgesellschaft Det Norske Veritas (DNV) hat bereits stattgefunden, und die deutschen Behörden warten nun auf den Bericht dieser Organisation.

Weiterhin Spannungen wegen Waffenlieferungen an die Ukraine

Parallel zu den Entwicklungen rund um den Tanker hat Deutschland angekündigt, der Ukraine 60 Iris-T-Raketen zur Verfügung zu stellen. Diese Raketen stammen aus Beständen der Bundeswehr und kosten rund 60 Millionen Euro. Der Verteidigungsminister Boris Pistorius traf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, um über weitere Hilfen in Höhe von drei Milliarden Euro zu beraten. Es gibt jedoch Spannungen über die genaue Art der deutschen Waffenlieferungen, wobei Anton Hofreiter von den Grünen die Unterstützung des Kanzleramtes kritisiert hat.

Ein entscheidender Wettbewerbsvorteil könnte sich für die Ukraine im Panzerkrieg ergeben. Laut Berichten könnten ukrainische Panzer freier operieren, während russische Panzer oft aus versteckten Positionen feuern müssen. Die ukrainischen Streitkräfte haben mit verbesserter Drohnentechnologie auch ihre Taktiken angepasst. Dennoch leidet die Ukraine unter einem Mangel an Infanterie, was die Effektivität der Panzertruppen einschränkt.

Sanktionen und die Folgen für die russische Wirtschaft

Gazprom hat aufgrund der wirtschaftlichen Situation, die auch durch die Sanktionen gegen Russland verschärft wurde, massive Entlassungen von 4.100 auf 2.500 Mitarbeiter angekündigt. Der russische Energiegigant meldete für 2024 einen Verlust von 309 Milliarden Rubel (ca. 3,31 Milliarden Euro). Die Sanktionen der EU, welche 49 Prozent der Ausfuhren und 58 Prozent der Einfuhren betreffen, beinhalten unter anderem das Einfrieren von Vermögen und Handelsbeschränkungen für russische Rohstoffe und Energie.

Russland hat versucht, den Verlust von europäischen Märkten zu kompensieren, indem es neue Ölabnehmer in Asien, insbesondere in Indien, gefunden hat. Trotz dieser Bemühungen ist der Handel mit russischem Öl aufgrund der neuen Lieferwege und deren höheren Kosten eingeschränkt. Die EU plant, die Überwachung der Reedereien und die Umsetzung der Sanktionen bis Ende 2023 weiter zu verschärfen.

Die Situation rund um den Tanker „Eventin“ und die laufenden Waffenlieferungen an die Ukraine verdeutlichen die komplexen geopolitischen Herausforderungen, mit denen Deutschland und die EU aktuell konfrontiert sind.